Schon bei der Geburt läuft bei Till Eulenspiegel im sächsischen Kneitlingen alles anders: Da die Hebamme zu viel Bier getrunken hat, fällt sie nach der Taufe mit dem Neugeborenen in eine schmutzige Pfütze, der Kleine muss im warmen Wasser gewaschen werden und wird so gleich dreimal getauft. Fortan schert sich Till nicht um Konventionen. Er lügt, betrügt und hält seine Mitmenschen zum Narren, indem er sie beim Wort nimmt. Dem Bäcker, der ihm spöttisch sagt, er solle doch Eulen oder Meerkatzen backen, kreiert er ebensolche – und macht zudem ein gutes Geschäft mit den Backwaren, nachdem ihn der Bäcker aus der Backstube verwiesen hat.

Ein anonymer Verfasser erzählt in kurzen «Historien» von den Schandtaten Till Eulenspiegels, der meist mit Narrenkappe abgebildet ist. Er ist weit mehr als nur ein Narr: Mit Witz und Scharfsinn hält er seinen Mitmenschen den Spiegel vor, deckt die menschlichen Schwächen und die Missstände seiner Zeit auf.

Verderbliche Literatur

Erschienen ist das Volksbuch 1510/1512 – und war von Beginn weg ein Erfolg. Auch wenn, oder vielleicht gerade weil Geistliche es zeitweise als verderbliche Literatur auf den Index setzten.

Umstritten sind heute nur der Verfasser und die Existenz der historischen Figur. 1924 erschien die Neuausgabe, die auf dem Druck von 1515 beruht und mit Holzschnitten des Künstlers Bruno Goldschmitt (1881–1964) angereichert wurde. Der Reprint Verlag stützt sich in seiner Neuauflage auf diese Ausgabe in alter deutscher Schrift und mit Goldschmitts Illustrationen.    

«Till Eulenspiegel»
192 Seiten
Mittelniederdeutsche Erstausgabe: ca. 1510/12
Heute erhältlich bei Reprint Verlag.