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«Kritzeleien und Hirngeburten» nennt der Bauernknecht und Garnhausierer Ulrich Bräker (1735–1798) seine Tagebuchaufzeichnungen zu Anfang. Frisch von der Leber erzählt er aus seinem Leben, das von Arbeit und Mühsal geprägt ist. Geboren ist er in einem armen Elternhaus als eines von elf Kindern. Im Siebenjährigen Krieg desertierte er und kehrte nach Hause ins Toggenburg zurück, wo er heiratete. «So nahm meine Freiheit ein Ende und das Zanken gleich den ersten Tag seinen Anfang – und währt noch bis auf den heutigen», schreibt er über seine Ehe. Mit verschiedenen Arbeiten brachte er sich und seine Familie mehr schlecht als recht durch. Für Bildung blieb fast keine Zeit. Und dennoch fand er den Weg zur Literatur, las Shakespeare und fing an zu schreiben.
«Der arme Mann im Tockenburg» ist eines der wenigen Zeitzeugnisse aus dem 18. Jahrhundert, das die gesellschaftlichen Zustände aus der Perspektive des einfachen Mannes schildert. Mit Bräkers beherzten, teilweise frömmelnden Schilderungen erhält das Volk eine authentische Stimme. Einblick in das damalige Leben gibt auch eine Ausstellung über Bauernkunst in St. Gallen.
Ulrich Bräker
«Der arme Mann im Tockenburg»
Erstausgabe: 1789
Heute erhältlich bei Diogenes
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