Die klassischen Machos
«Wann ist man ein Mann? Das starke Geschlecht in der Antike». Das Basler Antikenmuseum geht dem griechischen Männerbild nach. Die Parallelen zu heute sind offenkundig – wenigstens in Teilen der Gesellschaft.
Inhalt
Kulturtipp 19/2013
Letzte Aktualisierung:
10.09.2013
Rolf Hürzeler
Tapfer und hart, mächtig und einflussreich: Diese Attribute zeichneten den griechischen Mann vor 2500 Jahren aus. Die Knaben wurden im Alter von sechs, sieben Jahren in Männerzirkeln aufgezogen, damit sie möglichst früh den maskulinen Idealen ihrer Zeit nacheifern konnten. Zumindest in der Oberschicht.
Die neue Ausstellung «Wann ist man ein Mann?» im Basler Antikenmuseum zeigt anhand von Vasenbildern, Statuen und Reliefs das Ideal des antiken Mannes.<...>
Tapfer und hart, mächtig und einflussreich: Diese Attribute zeichneten den griechischen Mann vor 2500 Jahren aus. Die Knaben wurden im Alter von sechs, sieben Jahren in Männerzirkeln aufgezogen, damit sie möglichst früh den maskulinen Idealen ihrer Zeit nacheifern konnten. Zumindest in der Oberschicht.
Die neue Ausstellung «Wann ist man ein Mann?» im Basler Antikenmuseum zeigt anhand von Vasenbildern, Statuen und Reliefs das Ideal des antiken Mannes.
Fiktives Beispiel
Die Schau dokumentiert die Biografie eines fiktiven Griechen vom Knabenalter bis ins Alter. Und sie nimmt Bezug auf das aktuelle Männerbild: «Wir zeigen Trouvaillen aus der Welt der Magazine für den modernen Mann und stellen den antiken Originalen moderne Objekte gegenüber.» In der Skulpturhalle findet der Besucher 20 Objekte und Vasen aus der Sammlung. Sie machen deutlich, welch grossen Stellenwert der Männersport in der Antike einnahm.
Die Frauen waren für das häusliche Wohl besorgt, die Männer sorgten für die materielle Sicherheit oder waren Soldaten. Dieses Bild einer rigorosen Geschlechterentwicklung zeichnet Ella van der Meijden, Kuratorin der Ausstellung. Die griechische Frau galt vor allem als Gebärerin, die zum Erhalt der Familie beiträgt. Sie übernahm keine politischen Aufgaben, auch das Kriegshandwerk war ausschliesslich männlich. Da liegt der Schluss nahe, dass das antike Männerbild das moderne mitprägte. So erinnert das Männerbild der Antike den heutigen Besucher über weite Teile an eine antiquierte Rollenverteilung im 19. Jahrhundert. Laut van der Meijden ist allerdings Vorsicht am Platz: «Möglicherweise wurden im 19. Jahrhundert die antiken Vorstellungen als Rechtfertigung für die männliche Dominanz herangezogen.» Die Geschichte legitimierte aus dieser Sicht männliche Privilegien.
Frauenquellen fehlen
Die jungen Männer der führenden Klasse kamen in der griechischen Antike nicht von sich aus in Kontakt mit Mädchen. Ihre Familien arrangierten die Eheverbindungen – sie sollten materielle Vorteile zeitigen. Meist heirateten rund 30 Jahre alte Männer Mädchen, die dem Teenageralter noch nicht entwachsen waren. Das waren keine Liebesheiraten, sondern ökonomische Zweckgemeinschaften, die auch der Fortpflanzung dienten.
Weibliche Quellen über das Leben in der Antike fehlen. Die Geschichtsschreibung muss sich fast durchwegs auf schriftliche Dokumente aus männlicher Hand stützen. Dazu gehören Aufzeichnungen des Schriftstellers und Feldherrn Xenophon, des Erzählers Homer und des Geschichtsschreibers Herodot oder des Dramatikers Sophokles (Seite 31). So können Besucherinnen und Besucher nur rätseln, wie das griechische Gesellschaftsbild aus Sicht der zeitgenössischen Frauen wohl ausgesehen hätte. Möglicherweise hätte es nicht ganz dem Ideal entsprochen, das die Griechen von sich der Nachwelt überlieferten.
Wann ist man ein Mann?
Bis Sa, 30.3.2014
Antikenmuseum Basel