kulturtipp: Du kommst von einer Tournee im herbstlichen Neuseeland. Wie wars, im Zürcher Frühling anzukommen?
Nicole Johänntgen: Wunderbar. Wenn die Sonne Kraft bekommt, fühle ich mich zunehmend aktiv.
Du stammst aus dem Saarland und spielst in aller Welt. Warum ist Zürich deine Homebase?
Ich kam 2005 wegen der Liebe hierher. Heute habe ich meine Freunde hier und meine Schüler. Zudem ist Zürich sehr zentral gelegen.
Deine neue CD bezeichnest du als Schweizer Produktion. Sie erscheint bei einem kalifornischen Label, klingt nach New York, Indien, dem Orient: Was ist daran schweizerisch?
Die Bilder und Erlebnisse, die zur Musik führten. Ich komponiere meist in Zürich. Zudem spielen darauf Schweizer oder hier lebende Musiker wie Pianist Marc Méan, Bassist Thomas Lähns, Sänger Robertson Head.
«Moncaup» klingt anders, ruhiger, auch polyglotter als deine bisherige Musik. Woher dieser Wandel?
Es ist eine akustisch besetzte Band mit Kontrabass und Flügel, aber auch Tabla und Oud …
… typisch schweizerische Instrumente!
Genau …! Ich habe andere Instrumente in dieser Band, andere Musiker. Ruhige Stücke entstehen meist, wenn ich Tiefergehendes verarbeite.
Du engagierst dich für die Jazzbaragge im Zürcher Mehrspurclub. Was macht dir diesen Mittwoch-Jam so wichtig?
Die Jam-Kultur ist eminent wichtig für eine lebendige Kulturszene. In der Jazzbaragge engagieren sich motivierte junge Musiker. Ich toure erfolgreich als Musikerin und bekomme viel zurück. Davon will ich auch etwas weitergeben – in Form von Herzblut, ideellem Support, Beratung.
Dies gilt wohl auch für das Sofia-Netzwerk für Frauen im Jazz. Haben die Jazzerinnen solchen Support noch nötig?
Es ist einfach toll, wenn wir Musikerinnen ein internationales Netzwerk haben, um Kontakte zu knüpfen und Projekte aufzugleisen. Sofia ist ein Sprungbrett für aufstrebende junge Musikerinnen.
Oft wirst du als «Botschafterin des Jazz» bezeichnet. Würde oder Bürde?
Es ist bereichernd, Musik in die Welt hinauszutragen und sich mit anderen Kulturen auszutauschen. Ich verbreite Freude mit Musik! Das klingt esoterisch, ist aber eine wunderbare Botschaft.
CD
Nicole Johänntgen
Moncaup
(Household Ink Records 2015).
Konzerte
Do, 7.5., 20.30 Bejazz Bern
Di, 12.5., 20.30 Moods Zürich
www.nicolejohaenntgen.com