«Die Durstigen»: Rebellion und Lebenswut
Von der Sehnsucht nach einem sinnerfüllten Leben handelt Wajdi Mouawads Theaterstück «Die Durstigen». Regisseurin Rebekka David inszeniert es für die Basler Klosterberg-Bühne.
Inhalt
Kulturtipp 12/2014
Babina Cathomen
Ein kalt ausgeleuchteter kahler Raum, ein Seziertisch, zwei eng umschlungene Leichen: Die Ausgangslage im Drama des libanesisch-kanadischen Schriftstellers und Regisseurs Wajdi Mouawad ist denkbar makaber. Ein Obduktionssaal ist die Ausgangslage im Stück, das die Regisseurin Rebekka David für das Theater Basel inszeniert. Die Gerichtsanthropologin Boon erkennt eine der toten Frauen wieder: Murdoch, die Jugendfreundin ihrer Schwester. Nach ihrem rätselhaften Verschwinden vo...
Ein kalt ausgeleuchteter kahler Raum, ein Seziertisch, zwei eng umschlungene Leichen: Die Ausgangslage im Drama des libanesisch-kanadischen Schriftstellers und Regisseurs Wajdi Mouawad ist denkbar makaber. Ein Obduktionssaal ist die Ausgangslage im Stück, das die Regisseurin Rebekka David für das Theater Basel inszeniert. Die Gerichtsanthropologin Boon erkennt eine der toten Frauen wieder: Murdoch, die Jugendfreundin ihrer Schwester. Nach ihrem rätselhaften Verschwinden vor 15 Jahren wurde sie nun zusammen mit einer jungen Frau aus einem Fluss geborgen.
Mouawads Stück handelt aber nicht vom Tod, sondern von der Lebenslust, dem Durst nach mehr. Die Entdeckung auf dem Seziertisch ist für Boon Anlass, über das eigene Leben nachzudenken – über ihre unerfüllten Wünsche und Träume aus Jugendzeiten. Die Suche nach der Identität des unbekannten Mädchens und nach der Vergangenheit der rebellischen Murdoch entwickelt sich zur Suche nach sich selbst. Erinnerungen an ein Theaterstück über ein Mädchen namens Norwegen werden wach. Boon hatte es als 17-Jährige geschrieben, inspiriert von Murdochs Lebenswut. Und langsam fliessen die Geschichten von Boon, Murdoch und Norwegen ineinander – Realität und Traum werden eins.
«Der Autor hat keine Scheu, die grossen Fragen nach Sinn und Wahrhaftigkeit zu stellen», sagt Rebekka David über den ursprünglich als Jugendstück geschriebenen Text. In ihrer Inszenierung wirft sie die Frage auf, wie man einen Weg für sich finden kann, ohne systemkonform zu sein. Im Originaltext stehen männliche Figuren im Zentrum. David hat für ihre Fassung aber weibliche Figuren entwickelt und diese mit den Schauspielerinnen Zoe Hutmacher und Cathrin Störmer besetzt. «Ich wollte eine andere Facette zeigen. Es ist spannend, zu beobachten, was mit den Figuren geschieht, wenn sie weiblich sind.» Dem Erinnerungsdrama will sie sich mit Humor nähern – im Kontrast zur düsteren Atmosphäre des Obduktionssaals.
Die Durstigen
Premiere: Do, 5.6., 20.00
Klosterberg 6, Basel