«Die dunkle Seite des Mondes»: Es lockt der Wald
Die Verfilmung von Martin Suters Bestseller «Die dunkle Seite des Mondes» kommt als bildgewaltiger Thriller daher.
Inhalt
Kulturtipp 02/2016
Letzte Aktualisierung:
18.01.2016
Frank von Niederhäusern
Urs Blank überrascht alle, als er sich schrittweise aus seinem bisherigen Leben verabschiedet. Der junge Wirtschaftsanwalt ist auf die Abwicklung von Firmen-Fusionen spezialisiert und verbucht Erfolg um Erfolg. Doch seine traumhafte Karriere bekommt Risse, als sich Dr. Flury vor seinen Augen erschiesst. Dieser leitete ein von Blank zwangsfusioniertes Pharmaunternehmen. Blank ist schockiert, findet Erholung im Wald – und taucht ab.
Stephan Rick hält sich mit seinem Ki...
Urs Blank überrascht alle, als er sich schrittweise aus seinem bisherigen Leben verabschiedet. Der junge Wirtschaftsanwalt ist auf die Abwicklung von Firmen-Fusionen spezialisiert und verbucht Erfolg um Erfolg. Doch seine traumhafte Karriere bekommt Risse, als sich Dr. Flury vor seinen Augen erschiesst. Dieser leitete ein von Blank zwangsfusioniertes Pharmaunternehmen. Blank ist schockiert, findet Erholung im Wald – und taucht ab.
Stephan Rick hält sich mit seinem Kinodebüt «Die dunkle Seite des Mondes» eng an die gleichnamige Romanvorlage des Zürcher Erfolgsautors Martin Suter von 2000. Hat man diesen freilich als psychologisch ausgefeilte Aussteiger- und Beziehungsgeschichte in Erinnerung, betont Rick den – schon bei Suter angelegten – Thrilleraspekt. Urs Blanks Pilztrip, zu dem ihn die verführerische Marktfahrerin Lucille überredet, ist bildgewaltig inszeniert und stimmt auf das weitere Geschehen ein. Blank entdeckt seine ihm bislang unbekannte dunkle Seite, die Lucille mit einem vielsagenden Lächeln kommentiert: «Willkommen im Leben.»
Dicht und rasant
Doch dieses neue Leben wird Blank zunehmend zur Belastung, gar zur Bedrohung. Der Pilz hat in ihm eine zunehmende Aggressivität ausgelöst, er verliert die Kontrolle über sich. Ein Psychiater rät ihm, den Pilz zu finden, um dessen Wirkstoffe für ein Gegengift zu verwenden. Also macht sich Urs Blank auf die Suche, die ihn immer tiefer in den Wald führt, in dem er eigentlich Erholung suchte. Als Parallelgeschichte entwickelt sich jene Firmenfusion, die zum Selbstmord von Dr. Flury und damit zu Blanks Ausstieg führte, zum Wirtschaftskrimi. Hinzu kommen weitere Erzählstränge, die schon Suters Roman stellenweise überladen hatten.
Diese Dichte mag mit ein Grund sein, weshalb Stephan Rick vornehmlich auf die filmischen Mittel des Thrillers setzt. Er erzählt rasant, in opulenten Bildern und geizt nicht mit Gewalt oder anderen Knalleffekten. Rick hat sein Handwerk auch mit TV-Krimis erlernt. Dieses Genre liegt ihm.
Eine glückliche Hand bewies er bei der Besetzung der Hauptrollen. Moritz Bleibtreu spielt Urs Blank glaubhaft als modernen, getriebenen Jekyll/Hyde. Als sein Gegenspieler, Finanzier Pius Ott, brilliert Hollywoodstar Jürgen Prochnow.
Die dunkle Seite des Mondes
Regie: Stephan Rick
Ab Do, 21.1., im Kino