kulturtipp: Mick Box, Sie als einzig verbliebenes Gründungsmitglied sind seit 1969 bei Uriah Heep. In den Konzerten sind immer wieder alte Nummern zu hören wie «Easy Livin’», «Free ’n’ Easy» und die Ballade «Lady In Black». Ist es nicht langweilig, stets alte Songs zu spielen?
Mick Box: Es wird überhaupt nicht langweilig. Abgesehen davon, dass die Leute diese Songs halt hören wollen: Ein guter Song hält sich lange, er besteht den Zeit-Test. Ein guter Song wird immer mit dir sein. Die alten Stücke spielen wir immer besser und es geht auch leichter. Ansonsten sind unsere Konzertprogramme eine Mischung aus 40 Jahre alten und neuen Sachen.
Apropos alt: Das Publikum ist auch nicht jünger geworden …
Stimmt und stimmt nicht. Es hat immer einen kleinen Teil von Leuten, die mit uns gewachsen sind. Gut, jene, die in unseren Anfangsjahren Heep-Fans waren, haben pausiert, weil sie Familie hatten. Sie sind aber, als die Kinder gross wurden, wieder zu uns gestossen und kaufen unsere Platten. Neue Generationen sind über die Jahrzehnte immer wieder an unsere Konzerte gekommen. Die meinen zum Teil, das jüngste Heep-Album sei das erste! Und merken dann, dass wir eine Geschichte haben. Also gabs immer auch eine Verjüngung beim Heep-Publikum.
Wie ist es, als 66-Jähriger mit Musikern zu spielen, die zum Teil erheblich jünger sind als Sie?
Das ist überhaupt kein Problem. Wenn wir zusammen auf der Bühne spielen, zählen allein die Fähigkeiten der Musiker. Altersunterschiede machen da gar nichts aus. Ein Unterschied zu früher: Früher mussten wir eigentlich unten durch, uns Dinge aneignen, die heute leichter gehen. Es war nur schon schwieriger, eine vernünftige Gitarre zu bekommen und die entsprechende Technik.
Uriah Heep spielen in Clubs, Hallen, Openairs mit ganz unterschiedlichen Zuschauerzahlen. Macht das für Sie einen Unterschied?
Für uns besteht da gar kein Unterschied. Es ist dieselbe Show, ob wir vor 10 000, 100 000 oder vor 100 oder 50 Leuten spielen. Wir sind einfach leidenschaftlich, was unsere Musik betrifft, wir haben eine Energie, die immer da ist. Das ist nicht etwas, das man an- und wieder ausknipsen kann. Die intimsten Konzerte vor relativ wenigen Leuten sind übrigens oft die besten.
Wenn man den Tour-Plan von Uriah Heep anschaut, scheint es, die Band spiele unzählige Konzerte. Können Sie nicht anders?
Die Antwort ist ganz einfach: Es ist das, was wir tun, es ist unser Leben. Wir nehmen ein Album auf und touren damit um die Welt. Das haben wir von Anfang an so gemacht. Was gibt es für einen besseren Job, als die Welt zu sehen und Musik zu spielen?
Uriah Heep machen regelmässig auch in der Schweiz halt. Haben Sie besondere Erinnerungen?
Wir hatten und haben immer wieder fantastische Zeiten in der Schweiz. Hier haben wir wirklich sehr, sehr viel gespielt in all den Jahren. Ich erinnere mich gut an zahlreiche Openair-Auftritte. Die Fans lieben uns hier, es ist wunderbar: A perfect marriage made in heaven. Mir scheint, die Fans in der Schweiz sind besonders leidenschaftlich – und genau das kommt auch zu uns rüber auf die Bühne.
Mit Ihren 66 Jahren wären Sie in der Schweiz seit einem Jahr pensioniert. Aber Ruhe scheinen Sie keine geben zu wollen. Hören Uriah Heep nie auf?
Pensioniert ist man in diesem Geschäft, wenn es kein Publikum mehr gibt. Wir haben ein Publikum in 56 Ländern, auf der ganzen Welt. Solange wir gesund sind, machen wir weiter. Und solange es uns Spass macht. Es ist eine Frage von Leidenschaft und Liebe für die Musik.
CD
Uriah Heep
Celebration – Forty Years Of Rock
Neu eingespielte Klassiker und zwei neue Titel (Edel 2009).
Konzerte
Do, 20.6., 22.55 Red Pigs Festival Payerne VD
Fr, 21.6., 20.00 Kofmehl Solothurn
Sa, 22.6., 22.30 Open Air Liestal BL
Sa, 20.7., 24.00 Postplatz Openair Appenzell
Uriah Heep: Bandname nach einer Dickens-Figur
Uriah Heep gehören zusammen mit Led Zeppelin, Black Sabbath und Deep Purple zu den dienstältesten und einflussreichsten britischen Hardrock-Bands. Die Band wurde Ende 1969 in London gegründet. Sie wählte ihren Namen nach der Bösewicht-Figur Uriah Heep aus Charles Dickens’ achtem Roman «David Copperfield» (1850). Uriah Heep haben bis heute 23 Studioalben veröffentlicht und über 30 Millionen Tonträger verkauft. Die über 40-jährige Bandgeschichte verzeichnet zahlreiche Besetzungswechsel und mehrere Todesfälle. Bassist Trevor Bolder, seit 1976 Bandmitglied, erlag am 21. Mai im Alter von 63 Jahren einem Krebsleiden. Er wurde durch den jungen Dave Rimmer ersetzt.