«DICHTER BESCHIMPFEN DICHTER» Spitzfedriges zu schreibenden Kollegen
Passend zur Eröffnung der Frankfurter Buchmesse macht eine DRS-Hör-Collage von Fritz Zaugg auf Schimpf und Schande: Sie präsentiert Schöngeister und ihre unschönen Worte gegen ihresgleichen.
Inhalt
Kulturtipp 21/2011
Letzte Aktualisierung:
05.03.2013
Urs Hangartner
Neid, Missgunst oder gar einfach die objektive Wahrheit – die Motive für Kollegenschelte unter Autoren mögen unterschiedlichster Natur sein. Gesammelt sind unschöne Dichterworte etwa im titelgebenden Band «Dichter beschimpfen Dichter» von Jörg Drews. DRS-Regisseur Fritz Zaugg hat für seine gleichnamige Collage reichlich daraus geschöpft. Zwei Dialog-Texte von Max Goldt tauchen satirisch ein ins Innere der Literaturproduktions-Welt, w&a...
Neid, Missgunst oder gar einfach die objektive Wahrheit – die Motive für Kollegenschelte unter Autoren mögen unterschiedlichster Natur sein. Gesammelt sind unschöne Dichterworte etwa im titelgebenden Band «Dichter beschimpfen Dichter» von Jörg Drews. DRS-Regisseur Fritz Zaugg hat für seine gleichnamige Collage reichlich daraus geschöpft. Zwei Dialog-Texte von Max Goldt tauchen satirisch ein ins Innere der Literaturproduktions-Welt, während Auszüge aus Pedro Lenz’ «Das kleine Lexikon der Provinzliteratur» ein idyllisches Gegengewicht zu all der Schimpferei bilden.
Wer da rechthaberisch und lauthals poltert, der ist gar kein Dichter. Sondern Kritiker. In der Collage dazwischen gestreut sind kernige Originaltöne von Marcel Reich-Ranicki. Beispiele gefällig? «Es gibt zwei Arten von Schriftstellern: Schweine ohne Talent – und Schweine mit Talent.» – «Schriftsteller sind nicht unbedingt sympathische Menschen.»
Keiner wird verschont
Spitzfedrig zugange war auch Friedrich Dürrenmatt: «Der Grass ist mir einfach zu wenig intelligent, um so dicke Bücher zu schreiben.» Selbst Freund Frisch kommt nicht ungeschoren davon: «Max Frisch ist ein flotter Kerl, aber was er schreibt, ist manch-mal ganz furchtbar.» Dürrenmatt nennt ihn im Zusammenhang mit «Biedermann» einen «merkwürdigen Autor der Fehlleistungen», wenn da im Stück das Feuer für existenzielle Bedrohung steht – «aber in der Schweiz ist doch jedermann brandversichert».
Grössen über Grösse: Goethe sei «der erste deutsche Geisteshomöopath», «ein Scharlatan», «nur ein philiströser philosophischer Schrebergärtner». All das befand Thomas Bernhard. Für James Joyce war der deutsche Dichterfürst dies: «Der Grossmeister der Plattitüde». Alles in allem eine vergnügliche Hörangelegenheit.