Der afroamerikanische Ermittler Ishmael muss mitten in der Nacht ausrücken: Im US-Staat Wisconsin, vor dem Haus von Joshua, Aushängeschild und gefeierter Mann eines Hilfswerks, wurde die Leiche eines weissen Mädchens gefunden. Es scheint der Fall des Jahres zu werden, denn ein anonymer Anrufer liefert die erste Spur: «Die Wahrheit liegt in der Vergangenheit. Kommen Sie nach Nairobi.»
Ishmael fliegt nach Kenia, wo er den einheimischen Detektiv «O» und die rohe Gewalt kennenlernt. Die Ermittlungen führen zu einem weissen Sklavenhalter: «In der Timbuktu Bar wird sich jemand weiter um Sie kümmern.» Doch in der Bar entkommen die beiden Ermittler nur knapp dem Tod. Von nun an kennt Ishmael kein Pardon mehr.
Dorn im Auge
Weitere Nachforschungen führen die Detektive zum Vorsteher eines Flüchtlingszentrums und seiner ehemaligen Geliebten, mit der sie bald Freundschaft schliessen. Doch da wird Ishmael entführt und bangt um sein Leben, denn sein Peiniger droht: «Sie entwickeln sich immer mehr zu einem Dorn in unserem Auge. Man hat Sie hierher eingeladen, um Sie beseitigen zu können.» Ishmael erfährt, dass seit dem Völkermord in Ruanda zwei Institutionen mit Joshua als Aushängeschild das schlechte Gewissen der Menschen plündern: Der verdächtige Joshua hat viel mehr Leben auf dem Gewissen, als er jemals gerettet hat.
Vor seinem Flug zurück in die USA befindet sich Detektiv Ishmael in einem Zwiespalt. «Es beschlich mich das Gefühl, dass ich mit der Rückkehr mich selbst zurückliess.» Nach einer wilden Verfolgungsjagd entdeckt er in einer ruandischen Kirche eine Fotografie desjenigen Mädchens, das in den USA vor Joshuas Haus tot aufgefunden worden ist. Ishmael findet heraus, dass sie nach Amerika gekommen war, um sich am Mörder ihrer Familie zu rächen …
Der schwarze «Weisse»
Der 1971 in Illinois geborene Mukoma wa Ngugi wuchs in Kenia auf und ist in den USA als Literaturprofessor und Kolumnist tätig. «Nairobi Heat» ist Ngugis erster Roman. Es ist ein packender Krimi mit einer vertrackten Geschichte, die dem Leser nahegeht. Ngugi thematisiert die afroamerikanische Identität, den ruandischen Bürgerkrieg und die Macht von Hilfswerken. Ähnlich wie bei Krimis von Henning Mankell, spielt auch diese Geschichte in gegensätzlichen Welten. Anders als Kommissar Wallander in Schweden, wird Detektiv Ishmael in den USA jedoch als Verräter seiner Rasse gesehen, weil er als Schwarzer auch Schwarze verhaftet. Und auch in Kenia ist er nicht wirklich akzeptiert, denn dort nennen ihn die Einheimischen «Weisser».
Mukoma wa Ngugi
«Nairobi Heat»
176 Seiten
(Transit 2014).