Der Leibhaftige der Kunst
Der Dokumentarfilm «Danioth – der Teufelsmaler» von Felice Zenoni bringt schönes Urner Lokalkolorit ins Kino – mit berückenden Landschaftsbildern.
Inhalt
Kulturtipp 02/2015
Rolf Hürzeler
Der Urner Maler Heinrich Danioth (1896–1953) war keiner, der sich dreinreden liess. Filmer Felice Zenoni zeichnet das Porträt eines Künstlers, der von seiner Arbeit besessen war. Dies illustriert der Filmtitel, eine Reminiszenz an die rote Teufelsfigur in der Schöllenenschlucht, deren erste Fassung 1950 von Danioth stammte – eine damals ungewöhnliche Kunstidee.
Danioth ist ein Mann, der an seiner Kunst festhielt, als sie noch keine Anerkennung fa...
Der Urner Maler Heinrich Danioth (1896–1953) war keiner, der sich dreinreden liess. Filmer Felice Zenoni zeichnet das Porträt eines Künstlers, der von seiner Arbeit besessen war. Dies illustriert der Filmtitel, eine Reminiszenz an die rote Teufelsfigur in der Schöllenenschlucht, deren erste Fassung 1950 von Danioth stammte – eine damals ungewöhnliche Kunstidee.
Danioth ist ein Mann, der an seiner Kunst festhielt, als sie noch keine Anerkennung fand – trotz schwieriger Kindheit und tyrannischem Vater. Der junge Danioth absolvierte Ausbildungen beim Basler Künstler Rudolf Löw und an der «Staatlichen Akademie der bildenden Künste» in Karlsruhe. Er heiratete 1931 und lebte mit seiner Familie bis zu seinem Tod in Flüelen UR – und machte sich nach und nach einen Namen als einheimischer Künstler. 1949 wagte Danioth einen Ausbruch, als er sich in eine junge österreichische Schauspielerin verliebte. Ansonsten führte er das Leben eines eigenwilligen Künstlers, der seine Bergwelt liebte und doch an ihrer Enge litt.
Zahlreiche Zeitzeugen
Regisseur Felice Zenoni erzählt die Geschichte etwas ausschweifend, aber immer verständlich. Zahlreiche Zeitzeugen kommen zu Wort, vor allem Danioths zwei Töchter. Sein Sohn Albin indes wird kaum erwähnt. Dies lässt den Zuschauer etwas ratlos zurück, ebenso die erotischen Eskapaden des alternden Mannes, die nur verhalten zur Sprache kommen.
Doch hätte man erwarten dürfen, dass der Gestalter zuverlässig eingeordnet wird. Es ist ärgerlich, wenn Danioth als einer «der bedeutendsten Schweizer Künstler seiner Zeit» erscheint. Das war er nicht, man denke nur an Alberto Giacometti, an Jean Tinguely oder Sophie Taeuber-Arp. Es ist auch falsch, wenn der Konflikt um Danioths Fresko am Schwyzer Bundesbriefarchiv als ein wichtiger Kunststreit dargestellt wird. Diese Malerei sagt wenig über den angeblich fortschrittlichen Künstler aus. Sie zeigt vielmehr die Befindlichkeit einer damals verunsicherten und folglich hurrapatriotischen Schweiz.
Dennoch: Ein schöner Film mit viel Lokalkolorit und eindrücklichen Bildern der Urner Bergwelt.
Danioth – der Teufelsmaler
Regie: Felice Zenoni
Ab Do, 15.1., im Kino