Heffalump heisst genau genommen Heffridge Trumpler Brompet Heffalump, IV., Wörter, die man langsam auf der Zunge zerfliessen lassen muss. Dumm nur, noch keiner hat je einen Heffalump gesehen. Solche Fantastereien machen den Witz aus in den «Winnie Puuh»-Büchern des englischen Autors A.A. Milne.
Dieser liebenswürdige Elefant bevölkert zusammen mit dem Esel I-Ah, dem Tiger Tieger und Christopher Robin die Geschichten von «Pu der Bär». Märchen zwar, aber so berührend, dass sie Kindern wie Erwachsenen ans Herz gehen. Radio SRF 2 Kultur strahlt die Abenteuer des honiglabernden, nicht ganz so schlauen Bären nun am ersten «Hörpunkt»-Tag des Jahres aus. Der verstorbene Harry Rowohlt liest in den Aufnahmen die Texte mit seiner knorrigen Stimme vor.
Schwarzbär als Vorlage
Der wohlhabende englische Bühnenautor und radikale Pazifist Alan Alexander Milne schrieb in den 20er-Jahren Kinderbücher für seinen Sohn Christopher Robin (1920–1996). «Winnie» kommt von Winnipeg, der kanadischen Provinz. Von dort brachte ein Offizier im Ersten Weltkrieg einen kleinen Schwarzbären als Maskottchen seiner Einheit nach England und gab es im Londoner Zoo ab. Der kleine Christopher Robin begeisterte sich wie Tausende anderer Kinder für das putzige Bärchen. Das fiel seinem Vater auf, sodass er «Winnie» zum Protagonisten seiner Kinderbücher für Christopher Robin machte.
Die Geschichten waren so erfolgreich, dass sich Milne später darüber ärgerte. Er wurde in der Öffentlichkeit nur noch als «Winnie»-Autor wahrgenommen und weniger als «ernsthafter» Schriftsteller. Dafür verdiente er sehr viel Geld damit, zumal die Märchen in zahlreiche Sprachen übersetzt wurden.
Die «Winnie»-Bücher brachten der Familie allerdings kein Glück. Wie alle Kinder der oberen Mittelschicht sah Christopher Robin zu Hause auf einem Landsitz bei London die Eltern wenig und wurde von einer Nanny aufgezogen. Die Mutter kümmerte sich kaum um die Familie. Die väterlichen Geschichten waren für den kleinen Robin der einzige Bezug zu den Eltern.
Trauriger Ausgang
Kaum in der Schule litt Christopher Robin unter diesen Geschichten. Er wurde erbarmungslos gehänselt wegen der fantastischen Tiere und ihren kindlichen Namen. Als junger Erwachsener hatte Christopher Robin sogar den Eindruck, der Vater habe seine Kindheit mit den Büchern der Öffentlichkeit versilbert.
Christopher Robin sagte sich von seinen Eltern los und zog ins südwestenglische Dartmouth, wo er erfolgreich einen Buchladen betrieb. Zum endgültigen Bruch mit der Mutter kam es, als sie nach dem Tod des Vaters hinter Christophers Rücken die Buchrechte verkaufte – er sah nie einen Penny von den Erlösen aus den Büchern. «Es gibt zwei Dinge, die mein Leben überschattet haben: Dem Ruhm meines Vaters und Christopher Robin», schrieb er über sich.
Buch
A.A. Milne
«Pu der Bär»
Übersetzt von Harry Rowohlt/Deutsche Erstausgabe: 1928
Heute erhältlich bei Dressler.
Radio SRF 2 Kultur
«Hörpunkt»Vorlesetag
Sa, 2.1., 09.00–21.00
«Puu der Bär» von A.A. Milne, gelesen von Harry Rowohlt