Die Schauspielerin Robin Wright spielt die Schauspielerin Robin Wright. Sie ist Mitte 40 und ihr Stern am Sinken. «Du warst eine Königin der Leinwand mit 24», sagt ihr Agent Sal (Harvey Keitel). Da erhält sie von einem Hollywood-Boss ein besonderes Angebot: Sie soll sich scannen lassen und dem Studio das Recht erteilen, mit ihrem Namen und ihrer digitalisierten Figur 20 Jahre lang beliebig viele Filme zu realisieren – ein digitaler Teufelspakt. Sie darf als öffentliche Person nicht mehr präsent sein, «nie mehr, nirgendwo».
Ewige Jugend
Wright stimmt dem Vertrag nach anfänglichem Zögern zu, denn sie hat erkannt, dass ihre Zeit in Hollywood abgelaufen ist. Zudem kann sie das Geld brauchen, denn sie hat für ihre Teenie-Tochter und ihren erblindenden Sohn zu sorgen. Und Agent Sal gibt Robin zu verstehen, dass sie schon früher nicht über sich selbst bestimmen konnte: «Du warst schon immer ihre Puppe.» Dafür gewinnt sie jetzt scheinbar ewige Jugend. Die digitale Robin Wright wird unter anderem zur populären Action-Heldin Rebel Robot Robin.
20 Jahre später wird Robin Wright zu einem Zukunftskongress draussen in der Wüste im Luxushotel erwartet. Die Szenerie ist jetzt voll animiert: Nach gut einer Kinostunde haben sich die realen Filmbilder in Zeichnungen verwandelt. Das Geschehen ist in eine grell-bunte Trickfilmwelt getaucht, bevölkert von allerlei prominenten Gestalten wie Elvis, Jesus, Yoko Ono, Pablo Picasso, René Magritte, Frida Kahlo, Che Guevara und Clint Eastwood. Und Michael Jackson tranchiert als Kellner im Nobelrestaurant einen lebendigen Hummer.
Zurück in die Realität
All das wird möglich, weil sich die Menschen mittlerweile ihre Welt selber vorstellen können. Dank halluzinogenen Drogen können sie sich in andere Figuren verwandeln. Wer allerdings keinen Zugang zu Drogen hat, bleibt in der Tristesse der Wirklichkeit gefangen. Auch Robin Wright kehrt in die Realität zurück. Das eben noch so bunte New York ist in Wirklichkeit eine heruntergekommene Stadt, die von zerlumpten Armen bewohnt wird.
Der israelische Regisseur Ari Folman («Waltz With Bashir») treibt in seinem neusten Film formal und gedanklich ein reizvoll vertracktes Spiel. Folman hat sich dabei lose an Stanislaw Lems Roman «Der Futurologische Kongress» (1971) orientiert. Die Geschichte ist Science-Fiction und mehr: Eine Reflexion über Wirklichkeit, Bewusstsein, über freien Willen und Manipulation. Ari Folman sagt dazu: «‹The Congress› ist primär eine futuristische Fantasie, aber auch ein Schrei nach Hilfe und ein tief greifendes Verlangen nach dem altmodischen Kino, das wir kennen und lieben.»
The Congress
Regie: Ari Folman
Ab Do, 12.9., im Kino