Die Aargauer Ausstellung «Ohne Achtsamkeit beachte ich alles» versammelt in einem aktuellen Teil Künstler, die sich auf die eine oder andere Art mit Robert Walser als Inspirationsquelle auseinandersetzten. Die Liste reicht von Marie José Burki, Heiner Kielholz, Klaus Lutz über die Engländer Ian Breakwell und Dexter Dalwood bis zu Markus Raetz und Marcel van Eeden.
Im historischen Teil der Schau sind Werke zu sehen, die aus der Zeit Walsers stammen und in diesem Sinne einen zeitgenössischen Bezug zum Dichter aus dem Seeland herstellen. Hier finden sich Namen wie Arnold Böcklin, Cuno Amiet, Ferdinand Hodler, Max Liebermann, Giovanni Segantini und Lovis Cornith.
Robert Walser (1878–1956) hat notabene selber ausgiebig über Kunst publiziert und in seiner Zeit nicht unwesentlich zur Wahrnehmung von moderner Ästhetik beigetragen.
Der kulturtipp kommentiert eine kleine Auswahl von Werken aus der Aargauer Ausstellung.
Markus Raetz
In seiner unverwechselbaren Art hat Markus Raetz 1978 in «Robert Walser» die Fotografie (um 1905) neu als Rasterbild auf Wellkarton gestaltet. Raetz hat Ende der 1960er-Jahre das Werk Walsers kennengelernt.
Es ist eine Art «Seelenverwandtschaft», wenn er Walser-Texte als Anregung für das eigene Schaffen versteht: Wie bei Walser sind es auch bei Raetz kleine, unscheinbare Alltagsdinge, die poetisiert werden und verschmitzt betrachtet in einem neuen Licht erscheinen.
Philippe Robert
Er gehörte einer Bieler Künstlerdynastie an: Philippe Robert (1881–1930) ist in Robert Walsers Heimatstadt Biel mit Kunst im öffentlichen Raum (Wandmalereien im Kinderspital, in Kirchen, im Bahnhofwartsaal) präsent. Er ist ein Zeitgenosse von Robert Walsers Künstler-Bruder Karl. Bekannt ist er darüber hinaus für seine Landschaftsmalereien mit Motiven aus der näheren Umgebung. Ein solches typisches einheimisches Sujet findet sich im Ölgemälde «En rentrant du Jorat» (1923).
Thomas Hirschhorn
Robert Walser ist der Schriftsteller, der Thomas Hirschhorn am nächsten steht. Er hat ihm 2006 ein gut vierminütiges Video mit dem Titel «Robert Walser Tanz» gewidmet: Hirschhorn tanzt hinter einer Schaufensterpuppe, ohne dass man ihn ganz sehen würde. An der Wand ist die Inschrift «I Love Robert Walser» zu erkennen. Der Name erscheint jedoch unleserlich und soll auf das Rätselhafte des Schriftstellers verweisen.
Marcel van Eeden
Als Vorlage für seinen Bilderzyklus «Celia» (2004–2006) dienten dem holländischen Künstler Marcel van Eeden Auszüge aus Robert Walsers Erzählung «Der Spaziergang» (1917), aber auch Texte des englischen Lyrikers T.S. Eliot. Mit dem Kohlestift hat van Eeden 148 Blätter gezeichnet. Zu den Bildern stellt er jeweils einen Textausschnitt, der aber nicht einfach illustriert wird. So ergibt sich ein besonderes Spannungsverhältnis zwischen Text und Bild.
Ferdinand Hodler
Wer ist der etwas streng dreinblickende Mann, den Ferdinand Hodler 1898 in Öl gemalt hat? Der Titel des Porträts gibt Aufschluss: «Bildnis Josef Viktor Widmann». Ein Mann, der für Robert Walser nicht unbedeutend wirkte. Denn Widmann (1842–1911) darf als früher Förderer des jungen Dichters Walser gelten. Als Redaktor im Feuilleton der Berner Tageszeitung «Der Bund» hat er Walser zu Veröffentlichungen (und somit Einnahmen) verholfen.
Ohne Achtsamkeit beachte ich alles. Robert Walser und die bildende Kunst
Ausstellung
Sa, 10.5.–So, 27.7.
Aargauer Kunsthaus Aarau
www.aargauerkunsthaus.ch
Filmvorführungen
Institute Benjamenta
Quay-Brothers (1996)
Do, 15.5., 19.30
Der Gehülfe
Thomas Koerfer (1976)
Do, 22.5., 19.30
Der Vormund und sein Dichter
Percy Adlon (1978)
Do, 12.6., 19.30
Lesung
Bruno Ganz liest Liebesgeschichten von Robert Walser
Mi, 4.6., 19.00
Vortrag
Thomas Hirschhorn
«Sei ein Aussenseiter! Sei ein Held! Sei ‹Robert Walser›!»
Mi, 2.7., 18.30