Den Schnäppchenjägern wird es nicht    leicht gemacht
Theaterbesucher profitieren an allen Schweizer Bühnen von Preisermässigungen – besonders an den Abendkassen. Die Vergünstigungen sind verwirrlich.
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Kulturtipp 02/2012
Rolf Hürzeler
Munteres Gewusel im gut besuchten Foyer der Pfauenbühne des Zürcher Schauspielhauses. Georg Büchners Sozialdrama «Leonce und Lena» steht auf dem Programm. Vor allem Pensionierte und Studenten treffen sich an diesem Abend zum gemeinsamen Kulturerlebnis: Es ist Montag, der Eintritt kostet Erwachsene nur 30 Franken, egal in welcher Platzkategorie. Junge Leute in der Ausbildung müssen gar nur 20 Franken bezahlen.
Eine kleine Umfrage unter den Besuchern zeig...
Munteres Gewusel im gut besuchten Foyer der Pfauenbühne des Zürcher Schauspielhauses. Georg Büchners Sozialdrama «Leonce und Lena» steht auf dem Programm. Vor allem Pensionierte und Studenten treffen sich an diesem Abend zum gemeinsamen Kulturerlebnis: Es ist Montag, der Eintritt kostet Erwachsene nur 30 Franken, egal in welcher Platzkategorie. Junge Leute in der Ausbildung müssen gar nur 20 Franken bezahlen.
Eine kleine Umfrage unter den Besuchern zeigt, dass die meisten von ihnen den Montag vor allem aus Preisgründen wählen. Nur Vereinzelte, wie ein älteres Ehepaar, sagen, der Preis spiele keine Rolle: «Uns passt halt gerade der heutige Montag.» An einem andern Wochentag hätten sie für einen der besten Plätze etwas mehr als 100 Franken bezahlen müssen.
Schwer überschaubar
Weit höher sind die Preise im nahen Opernhaus, beispielsweise drei Mal mehr kostet ein sehr guter Platz in einer aufwendigen Oper. Allerdings offeriert das Opernhaus mit der Unterstützung eines Autoimporteurs auch 35 Volksvorstellungen jährlich. Die Preise dafür bewegen sich zwischen 15 und 75 Franken. Zwei Drittel der Plätze kaufen die Besucher jeweils an der Abendkasse oder im Vorverkauf; nur ein Drittel leistet sich ein Abonnement.
Alle Bühnen der deutschsprachigen Schweiz gewähren Ermässigungen für junge Leute und Pensionierte. Die meisten Häuser versuchen zudem, mit vergünstigten Preisen die letzten Karten vor Vorstellungsbeginn abzusetzen. Allerdings lohnt es sich für die Besucher, sich vorgängig genau zu informieren. Denn eine Übersicht zeigt, wie verwirrlich vielfältig diese Ermässigungen sind.
Gemäss Michael Bellgardt vom Theater Basel entschliessen sich Theaterfreunde zusehends kurzfristig für einen Bühnenbesuch. Immer weniger sind bereit, sich mit einem Abo für eine Saison lang zu Vorstellungsbesuchen zu verpflichten: «Das Freizeitverhalten hat sich verändert; die Leute wollen flexibler sein.»
Preise sind hoch
Die Kassenpreise sind für viele Theaterfreunde trotz der Ermässigungen hoch. Dennoch profitieren sie von der Unterstützung durch die Steuerzahler. In Basel wird laut «Basler Zeitung» beispielsweise jede Karte für Oper, Ballett oder Schauspiel mit rund 300 Franken subventioniert. Im Schnitt deckt der Eintrittspreis nur knapp ein Viertel des effektiven Aufwands für eine Vorstellung. Kein Wunder, dass sich die Stadt und das Baselbiet immer wieder von Neuem über die Subventionen für das grösste Schweizer Dreispartenhaus streiten.
Tendenziell geht die Zahl der Theaterbesucher zurück, vor allem, weil das Freizeitangebot Jahr für Jahr wächst. So war die Zürcher Pfauenbühne vorletztes Jahr nur zur Hälfte ausgelastet. Insgesamt 127 000 Eintritte zählten die beiden Spielorte Pfauen und Schiffbau zusammen, 23 000 weniger als im Vorjahr (neuere Zahlen lagen bis Redaktionsschluss nicht vor). Das Opernhaus hat im Vergleich dazu eine deutliche höhere Auslastung von mehr als 75 Prozent. Auch vereinzelte kleinere Häuser wie das Theater Biel-Solothurn vermeldeten einen kleinen Besucherrückgang. Interessant: Entgegen dem Trend sind hier die Abo-Einnahmen im Vergleich zu den Einzeleintritten allerdings leicht gestiegen.