Dem Räuberchef auf der Spur
Vom historischen Roman aus der Feder von Lukas Hartmann zum Hörspiel: In «Räuberleben» geht es dem legendären Bandenchef Hannikel im 18. Jahrhundert an den Kragen – in Württemberg und in Graubünden.
Inhalt
Kulturtipp 12/2013
Urs Hangartner
Lustig war es nicht, das Zigeunerleben im 18. Jahrhundert. Vor allem dann nicht, wenn man von den Behörden verfolgt und bestraft wurde. Wie im Fall von Jakob Reinhard, genannt Hannikel. Er und seine vielköpfige Bande verbreiteten Angst und Schrecken im Herzogtum Württemberg. Hannikel und die Seinen raubten und töteten. Für den Anführer Hannikel und drei Bandenmitglieder endete das Leben anno 1787 am Galgen.
Mit viel «Action»
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Lustig war es nicht, das Zigeunerleben im 18. Jahrhundert. Vor allem dann nicht, wenn man von den Behörden verfolgt und bestraft wurde. Wie im Fall von Jakob Reinhard, genannt Hannikel. Er und seine vielköpfige Bande verbreiteten Angst und Schrecken im Herzogtum Württemberg. Hannikel und die Seinen raubten und töteten. Für den Anführer Hannikel und drei Bandenmitglieder endete das Leben anno 1787 am Galgen.
Mit viel «Action»
«Räuberleben», eine Koproduktion von SWR und Radio SRF, erzählt auf der Grundlage des gleichnamigen Romans von Lukas Hartmann. Das Hörspiel berichtet am Anfang rückwärts («fünf Jahre davor», «zwei Jahre vorher»). Hannikels Sohn Dieterle, eingekerkert, schwärmt etwa Jahre nach dem Tod seines Vaters von der Französischen Revolution: «In Paris möcht i jetzt sei. Mei Vatter hätt sich sicher drüber gfreut.»
Rückblende ins Jahr 1786. Im württembergischen Ort Sulz am Neckar regiert Oberamtmann Jacob Georg Schäffer. Hannikel (Stephan Schad), nach dem gefahndet wird, flüchtet nach Süden, via Liechtenstein nach Graubünden. Schäffer ist eine Schlüsselfigur bei der Ergreifung von Hannikel, denn er war
ein gewiefter Kriminalist: «Ihn drängt es magnetisch zu Hannikel.» Für Schäffer, der den in Graubünden gefassten Räuber nach Württemberg vor Gericht holen wird, «soll die Dienstreise ein Triumphzug werden».
Noch ist es nicht so weit. Zwar wird Hannikel im Sommer 1786 von Graf Rudolf von Salis-Zizers bei Untervaz aufgegriffen. Aus dem Schelmenturm in Chur gelingt Hannikel jedoch die Flucht. Aber die Freiheit für das «Zigüünerpack» währt nicht lange. Bei Sargans werden sie erneut gefasst, in Vaduz eingekerkert und schliesslich nach Sulz am Neckar überführt. Nach 27 Wochen Verhören und einem Prozess erfolgt am 17. Juli 1787 die Exekution vor 12 000 Schaulustigen. Eine Frau aus dem Volk hört man sagen: «Zigeuner sind genauso schlimm wie die Judenbrut.»
Die dramatischen Ereignisse vermittelt das Hörspiel überaus plastisch. «Räuberleben» arbeitet mit Reflexionen in Monologen und Dialogen, aber auch mit viel «Action». Die Musik von Christian Wallner an der Gitarre untermalt Ereignisse atmosphärisch und unterstützt das Geschehen dramatisierend, akustisch oder elektrifiziert mit Effekten.
Polyglott gestaltet
Das vielstimmige Hörspiel ist polyglott gestaltet. Der neutrale Erzähler (Hansrudolf Twerenbold) spricht Bühnendeutsch. Als Erzähler, der in der historischen Zeit steht, fungiert der Amtsschreiber Grau (Bernd Tauber). Das württembergische Volk redet schwäbisch, in der Schweiz ist Bündner Mundart zu hören. Die alkoholisierten Wachtmänner in Chur, die den gefangenen Räuber bewachen sollten, singen das rätoromanische Gutenacht-Lied «Dorma bain». Die «Statisten»-Stimmen in «Räuberleben» sorgen für authentische Mundart: Sie stammen von Mitgliedern der Bündner Vereine beider Basel und der Narrenzunft Sulz am Neckar.
Räuberleben
Nach dem Roman von
Lukas Hartmann
Regie: Nicole Paulsen
Mo, 10.6., 14.05 Radio SRF 1
(Z: Fr, 21.6., 20.03)