Davos Festival : Mozart und Bratwurst
Das Davos Festival behauptet sich im Alpenfestival-Markt mit ungewöhnlichen Programmen, Szenerien
und einem Neubau.
Inhalt
Kulturtipp 17/2017
Letzte Aktualisierung:
09.08.2017
Christian Berzins
Auf dem Grill brutzeln Würste, die Spätaufsteher stopfen das letzte Stück Zopf in den Mund. Und während das Ohr von Oboen- und Fagott- Liebeleien nicht genug kriegen kann, wandert das Auge vom Festbankett über den Schwarzsee hinweg in den blauen Himmel und schliesslich besorgt zum Nebentisch, wo am Boden eine imposante Deutsche Dogge zufrieden dem Geschehen folgt.
Wer in diesem Ambiente am Sonntagmorgen in einer Waldlichtung Mozarts Oktett KV 375 g...
Auf dem Grill brutzeln Würste, die Spätaufsteher stopfen das letzte Stück Zopf in den Mund. Und während das Ohr von Oboen- und Fagott- Liebeleien nicht genug kriegen kann, wandert das Auge vom Festbankett über den Schwarzsee hinweg in den blauen Himmel und schliesslich besorgt zum Nebentisch, wo am Boden eine imposante Deutsche Dogge zufrieden dem Geschehen folgt.
Wer in diesem Ambiente am Sonntagmorgen in einer Waldlichtung Mozarts Oktett KV 375 gehört hat, geht nur widerwillig zurück in stickige Festspielhäuser. Alsbald erklingt Volksmusik: Mal sanft den Lerchengesang konkurrierend, mal so wild geschmettert, dass da und dort gar ein Tanzbein geschwungen wird und Kinder beglückt durch den Wald jauchzen.
So beginnt ein typischer Tag am Davos Festival. Hier erlebt das Publikum an ungewöhnlichen Orten ausgetüftelte Programme, die in ihrer Komplexität einzigartig sind. Die Ideen entstehen im Kopf des Schweizer Klarinettisten und Festivalleiters Reto Bieri, eines famosen Programm-Spinners.
Derweil sich Verbier und Gstaad mit Stars übertrumpfen und Förderprogramme als Nebenreihen führen, hat sich Davos ganz den jungen Musikern verschrieben, sich «Young Artists In Concert» auf die Fahne geschrieben. Selbst wer bereits einen Namen hat, erkennt den Mehrwert der Davoser Aufgaben und lässt sich ein auf das Experiment, tritt solistisch auf und bindet sich ein ins Festspiel-Kammerorchester. So kann der Intendant jeweils fast 80 junge Musiker zwei Wochen lang wie Spielfiguren einsetzen, um seine Klangideen zu sinnlichen Erlebnissen werden zu lassen.
2017 setzt man den kühnen Programmfantastereien unter dem Motto «Spielplatz» noch einen drauf und hat die «Spielbox» erfunden: Hier spielt täglich ein einziger Künstler fünf Minuten lang für einen einzigen Besucher. Wer hat so etwas schon mal erlebt?
Davos Festival – Young Artists In Concert
Sa, 5.8.–Sa, 19.8.
Diverse Orte Davos GR
www.davosfestival.ch
Radio
Di, 5.9., 22.00 SRF 2 Kultur
Mitschnitt des Konzerts vom 15.8.: Casino Royale – Musik und andere Spielereien