«Die drei töteten gnadenlos alle, die ihnen in den Weg kamen. Den Franzosen fehlte es indes nicht an Tapferkeit, sie kämpften um jeden Fussbreit des blutdurchtränkten Bodens.» So beschreibt der Autor David Gilman in seinem Roman «Legenden des Krieges – Das blutige Schwert» die Schlacht an der Somme. Die Franzosen wollten die Engländer daran hindern, auf ihrem Vorstoss ins Landesinnere den nordfranzösischen Fluss zu überqueren. Das Gewässer hat es in sich, 600 Jahre später kämpften Franzosen und Engländer Seite an Seite an diesem Fluss im Ersten Weltkrieg gegen die Deutschen.
Im Roman berichtet Gilman vom Auftakt des Hundertjährigen Kriegs im 14. Jahrhundert. Der englische König Eduard III. zog mit rund 10 000 Soldaten über den Ärmelkanal von Portsmouth auf die Halbinsel Contentin in der Normandie. Sein Ziel: Er wollte Paris erobern, um König von Frankreich zu werden. Aus seiner Sicht gehörten England und Frankreich zusammen, da sie von den gleichen Clans beherrscht wurden.
Erlebbar wie ein Kinofilm
Gilman lässt vor der Kriegskulisse die Geschichte des Helden Thomas Blackstone und dessen taubstummen Bruders spielen. Die beiden rekrutierten sich aus dem Heer der Vertriebenen in England. Der Adel verscheuchte sie aus den Dörfern, um in den Besitz des Landes zu kommen, das er mit den «enclosures» sicherte, jenen Hecken, die heute noch die englische Landschaft prägen. Das sagt Gilman zwar nicht explizit, das erklärt aber die Motivation jener Soldaten, ihr junges Leben in einem Krieg zu riskieren, dessen Sinn sie nicht kannten.
Gilman ist ein brillanter Erzähler. Er lässt die Geschehnisse rund um den abenteuerlichen Feldzug von Eduard III. wie einen Kinofilm ablaufen. Der Konflikt gipfelt am 26. August 1346 in der Schlacht um die Kleinstadt Crécy beim Ärmelkanal, welche die Engländer trotz Unterzahl dank kampfstarker Bogenschützen gewannen. Das Gemetzel von Crécy ist zwar im Bewusstsein der Nachwelt weniger präsent als die Schlacht von Azincourt 70 Jahre später. Aber sie beflügelt die Engländer bis heute, sich der glorreichen Vergangenheit zu erinnern, etwa mit Romanen von Ken Follett oder Bernard Cornwell.
Ein Drama in vier Bänden erzählt
Gilman erzählt die Episoden aus dem Hundertjährigen Krieg – mittelalterliches Liebesdrama inklusive – in vier Bänden, die nun nach und nach auf Deutsch erscheinen. Soeben ist das zweite Buch «Der ehrlose König» herausgekommen. Darin hält Blackstone als Ritter mit seinen Truppen Städte in der Normandie unter englischer Kontrolle.
4 Fragen an David Gilman: «Eduard III. ist eine packende Figur»
Im Hundertjährigen Krieg bekämpften einander adlige Cousins mit unglaublicher Brutalität.
kulturtipp: Warum wählten Sie Eduard III. als eine Hauptfigur?
David Gilman: Weil er historisch eine packende Figur ist. Er allein würde als Kriegskönig genug für einen ganzen Roman hergeben. Aber ich habe natürlich keine persönliche Beziehung zu ihm.
Eduard III. war ein Aggressor, und es war eine schlechte Idee, mit seiner zersprengten Truppe in Frankreich einzufallen.
Da bin ich mir nicht so sicher. Eduard III. hatte einen Anspruch auf die französische Krone, zumal das Land zu jener Zeit in Fürstentümer aufgeteilt war und ein grosser Teil des Landes ohnehin dem englischen König gehörte. Diese Adligen richteten sich kaum nach Paris aus, sondern schmiedeten Allianzen und verfolgten wechselnde Loyalitäten. Die Barone in der Normandie unterstützten Eduard III. tatkräftig.
Das war ein Streit unter Verwandten.
Exakt, jeder Clan kämpfte um sein eigenes Überleben.
Warum sollte uns diese Zeit heute noch interessieren?
Diese Epoche spiegelt einen wichtigen Teil der europäischen Geschichte. Heute kennen die meisten Briten nur die Schlacht von Azincourt wegen Shakespeares Königsdrama Heinrich V. Aber die Schlachten davor wie bei Crécy waren historisch wichtiger. Zudem leben meine Bücher ja nicht nur von der Vergangenheit, wichtig sind auch die erfundenen Charaktere, die den Leser packen müssen.
Bücher
David Gilman
«Legenden des Krieges – Das blutige Schwert»
Band 1
588 Seiten
(Rowohlt 2017).
David Gilman
«Legenden des Krieges – Der ehrlose König»
Band 2
541 Seiten
(Rowohlt 2017).