Es braucht manchmal wenig, um so richtig glücklich zu sein. Jedenfalls wähnt sich Stefanie Grob in ihrem titelgebenden Text «Inslä vom Glück» schon auf einer solchen in diesen Fällen: «Dass d Pommchips nid kaputt si, obwou mä sä däräwä i dä Rucksack het gstunggät.» – «Odr ändläch mau ä Radiosändr fingä, wo sie nid gäng numä Schrott spilä.» Oder: «Riif für d Inslä sii u sofort gah – dasch de sogar cheibä Glück».
Lesen mit Genuss
Es sind Texte, wie sie auch in der Satiresendung «Zytlupe» auf Radio SRF 1 zu hören sind, wo Stefanie Grob seit mehreren Jahren mit dabei ist. Ganz so, wie es dem Konzept der Buchreihe «edition spoken script» entspricht, sind in «Inslä vom Glück» Texte versammelt, die ursprünglich für den mündlichen Gebrauch bestimmt waren. Nun ist nachlesbar, was die Autorin öffentlich, im Radio oder auf der Bühne vorgetragen hat. Das ist, wie bei gedruckten Mundarttexten üblich, bisweilen anspruchsvoll, doch man hat sich schnell an die eigenen Schreibweisen gewöhnt und liest bald mit grossem Genuss. Solchen Genuss zieht man aus der Komik, dem feinen Spott und dem Sprachwitz von Stefanie Grobs Texten.
Es kommt vor, dass die Autorin in einer Textreihe bewegende Menschheitsfragen stellt und beantwortet: «Heit dir gwüsst, dass säch Fuässbauer füf Prozent vo aunä Vrletzigä bim Torjubu zuäziäh?» – «Heit dir gwüsst, dass d Vrpackig vo Cornflakes meh Nährstoffä enthautät aus d Cornflakes irä drin?» – «Heit dir gwüsst, dass äs i dütschä Romän dopplät so hüfig rägnät wie ir Realität?» Es gibt Geschichten wie jene grotesk-katastrophale von der «Iiweiigsparty» für ein neues Eigenheim von Bekannten inklusive Streichmusik im Garten und allem Drum und Dran, was im Total-Debakel endet. Dazwischen gestreut sind auch mal Reimtexte («Mau äs biz usländischi Sunnä / Mau in Rom dä huärä Brunnä»).
Sprachlich dominiert bei der 1975 geborenen Bernerin natürlich die eigene Mundart. Dazu überrascht Stefanie Grob in der Klein-Serie «Usäm Mittuauter» gar mit einem witzigen Pseudo-Mittelhochdeutsch, in dem etwa von trojanischen Schweinen in Brugg berichtet wird oder die Wahrheit über den Ursprung des Fussballspielens an den Tag kommt (es war anlässlich der «Slacht bai Wäldi an der Gizzisegg»). In einem Ausnahmefall wechselt die heute in Zürich lebende Autorin den Dialekt, aus naheliegendem Grund: «Z Züri ufem Spiuplatz» ist ein wunderbar böser Text auf Zürichdeutsch über abgeirrten Mutterstolz.
Vergnügliche Satiren
Ihre Texte stellen in der Regel vergnügliche Satiren dar, deren Stoff aus dem gut beobachteten Alltag stammt. Natürlich sind die Perspektiven und Positionen des Erzählten nicht diejenigen der Autorin; vielmehr handelt es sich um Rollenprosa. Dafür schöpft Stefanie Grob aus einem breiten Themenspektrum: Historie, Ornithologie, Insektologie, Meteorologie, Soziologie, Psychologie, Paarbeziehungswesen, Politik, Pilates, Kunst und Kultur.
Stefanie Grob gestaltet eine ureigene Textwelt voller Komik. So leicht scheinbar alles daherkommt, so tiefgründig kann es sein, wenn es zum Kern der Wahrheit vordringt. Empfehlung: Laut lesen. Und dann laut lachen können.
Stefanie Grob
«Inslä vom Glück»
160 Seiten
(edition spoken script,
Der gesunde Menschenversand 2014).