Martin Grubinger ist spät dran. Der österreichische Perkussionist ist im Zürcher Verkehr stecken geblieben, ein Konzert in der Tonhalle steht vor der Tür. Doch Grubinger hat Zeit, Nerven für zwei und Energie für drei. Die strahlt er aus im Gespräch und in der TV-Sendung «Klickklack», jenem Musikmagazin, das er im Wechsel mit der Cellistin Sol Gabetta im Bayerischen Fernsehen moderiert und dessen Beiträge ein Jahr lang in der Mediathek greifbar bleiben. Die meisten Zuschauer sehen die Sendung im Internet, zwischen einer halben und einer Million.
«Wer immer mit mir zu tun hat, spürt, dass ich die tiefste Begeisterung habe für die Musik und für mein Instrument», sagt der Perkussionist. «Ich versuche, das in ‹Klickklack› zu vermitteln. Die Menschen sollen merken, wenn wir über ein zeitgenössisches Werk reden. Weshalb sollen wir dazu auf Distanz gehen?» Schliesslich lese man auch Literatur von heute: «Warum nicht stolz darauf sein, ein Werk zum ersten Mal zu hören?»
Alle 14 Tage
«Klickklack» macht das im vierzehntäglichen Rhythmus höchst abwechslungsreich. Meist erzählen die zwei Moderatoren von ihren eigenen Projekten, dann tauchen sie ein in den Kosmos der Musik und gehen in kurzen Beiträgen auf Besuch zu Künstlern, die oft jung und selten sehr bekannt sind. In der Sendung vom 25. Juni etwa beim Jazztrompeter Nils Wülker und bei der Geigerin Veronika Eberle, dazu berichtet «Klickklack» von einem Dokumentarfilm über die früh verstorbene Soulsängerin Amy Winehouse.
Für Moderator Grubinger ist es seltsam, dass in der klassischen Musik ein so grosser Graben zwischen Zuhörern und Musikern besteht. «Ich glaube, dass es an uns Musikern liegt», sagt er. «Wir müssen erklären, was wir da spielen – nicht nur, wenn es sich um etwas ganz Neues handelt.» Dass man dabei lustvoll die Spartengrenzen überspringen kann, zeigt er in seinen Konzerten und in «Klickklack».
Er will eine neue, junge Generation für den Konzertsaal gewinnen. Und da fällt bald der Name Leonard Bernstein. Dieser hat in den 1960er-Jahren in New York die «Konzerte für junge Leute» moderiert, die ihren Weg ins frühe Fernsehen und nach Europa gefunden haben.
«Mich fasziniert, wie Bernstein gezeigt hat, was alles in der Musik steckt», erklärt Alexander Hellbrügge, der Redaktionsleiter von «Klickklack». Man wolle heute neben der Musik auch die Künstlerinnen und Künstler kennenlernen. «Deshalb war für mich rasch klar, dass die Moderation bei zwei Künstlern liegen muss.» Sol Gabetta tendiert stärker Richtung klassische Musik, Martin Grubinger zum Modernen – was sich sehr gut ergänzt. Er habe Sol Gabetta gekannt und sie zuerst gefragt. «Anfangs war sie skeptisch, doch mittlerweile sind beide enorm engagiert.»
Schweizer Künstler
Auch das österreichische Fernsehen ist an der seit fünf Jahren laufenden Sendung interessiert gewesen, allerdings nur an den Ausgaben mit Martin Grubinger. «Das hat mir nicht gefallen», sagt Alexander Hellbrügge. Auch mit dem Schweizer Fernsehen habe er gesprochen, leider ohne Resultat. «Für die Schweiz wäre die Produktion ideal: Sol Gabetta lebt ja im Aargau und hat dort ihr eigenes Festival», sagt Hellbrügge. Und nicht selten werden Schweizer Künstler in «Klickklack» porträtiert.
Klickklack
Do, 23.7., 23.25 BR-Klassik
Frühere Beiträge unter www.br.de