Vom schwyzerischen Goldau geht der Weg der Wirtstochter Josephina Magdalena Marty via Zürich bis Hollywood und um den ganzen Globus. Nackttänzerin, Pin-up-Girl, Schauspielerin, meistfotografierte Frau der 1940er-Jahre, in den 1950ern betitelt als «schönste Schauspielerin seit Greta Garbo» – Syra, so ihr Künstlername, machte internationale Karriere. Es ist eine glamouröse Biografie mit Schattenseiten. Am Ende ihres Lebens ist Syra einsam und vergessen.
«Es gaht immer»
Anschaulich aufbereitet wurde die Geschichte dieser legendären Burlesque-Tänzerin in der Film-Dokumentation «Syra Marty. Dächli-Leni Goes To Hollywood» (2009) des Schwyzer Regisseurs Roger Bürgler. Drei Jahre später veröffentlichte Margrit Schriber den biografischen Roman «Syra, die Stripperin». Auf der Grundlage ihres Buches hat die Autorin ihr Hörspiel «Syra – Die Nackttänzerin» verfasst.
Im Hörspiel begegnet man der alten Syra (Yvonne Kupper) in Florida. Jenny (Ulrike Krumbiegel) ist Mitarbeiterin des katholischen Sozialdienstes. Ihr Besuch in Syras früherem Haus bringt Erinnerungen und Geschichten an den Tag. In Rückblenden werden Szenen aus Syras bewegtem Leben hörbar (die junge Syra: Karin Wirthner): Ein Leben fast wie aus einem Hollywood-Film.
Mit Anfang 20 zieht es die Schwyzerin nach Zürich, an die Langstrasse. Hier landet sie statt als Tänzerin vorerst als Zigarettenverkäuferin in einem einschlägigen Lokal. Der Artist Billy Frick, der Männer in Uniform liebt, wird ihr Manager und Schein-Gatte. Im Niederdorf-Lokal «Bierhalle Wolf» feiert Syra Premiere als sogenannte Schönheitstänzerin. Ein Flop vorerst. Doch Billys Plan sollte aufgehen: «Ich mache aus einer Berggeiss eine Gazelle.» Und Syra ist ebenso überzeugt: «Es muess ga, hani mer gseit. Und es isch gange. Es gaht immer.»
Bald ruft Amerika. Mit ihrem berühmt-berüchtigten Fächertanz, praktisch unbekleidet praktiziert, kommt sie beim grossen Publikum an, Syra wird weltweit ein gefragter Bühnenstar, von Tokio über Hawaii bis London. Männliche Prominenz wie Frank Sinatra schwärmt von ihr.
Durch die Welt getanzt
Der Erfolgsdruck hat auch seinen Preis, wenn es gilt, immer weiterzumachen. So wird ihr Alter, als sie bereits 47 ist, aus Marketinggründen schon mal mit 27 Jahren angegeben. Im Privatesten, im Innersten bleibt am Ende nicht viel Glamour. Nur ein einziges Mal, eine einzige Nacht, kann Syra in ihrem Leben wirklich lieben. Es ist der verheiratete Don, der ihr seit 30 Jahren zum Geburtstag ein Präsent schickt. Nüchtern bilanziert die alte Syra: «S’isch halt nüüt gsi mit Huus und Chind –Pfiifedeckel!»
Die alte und verarmte Syra, einst im Scheinwerferlicht, kennt am Ende ihres Lebens kein Bedauern. «Switzerland’s most beautiful uncover girl», die «Miss Swiss Cheese», solche Annoncen preisen die Qualitäten der Schweizer Schönheit. Sie hat «genau gmacht, was ich ha welle: dör d Wält tanze».
Buch
Margrit Schriber
«Syra, die Stripperin»
202 Seiten
(Pro Libro 2012).
DVD
Syra Marty. Dächli Leni Goes To Hollywood
Regie: Roger Bürgler
CH 2009
DVD, 86 Minuten
(kulturwerk.ch 2010).
Hörspiel
Syra – Die Nackttänzerin
Von Margrit Schriber
Regie: Karin Berri
Mo, 23.2., 14.06 Radio SRF 1