«Das Alkestis-Spiel» Neue Fragen an alte Griechen
Erstmals gastiert im Römertheater von Augusta Raurica eine Laientruppe. Das Ensemble «Rattenfänger» aus Muttenz lädt zum «Alkestis-Spiel».
Inhalt
Kulturtipp 17/2011
Letzte Aktualisierung:
05.03.2013
Frank von Niederhäusern
Leben, sterben – und sterben lassen: Diese ewigen Themen prägten die Weltliteratur aller Epochen. Im mythologischen Stoff um das thessalische Königspaar Admetos und Alkestis werden sie exemplarisch behandelt, ja ad absurdum geführt. Der Basler Regisseur Danny Wehrmüller bringt die Geschichte, die vom altgriechischen Dramatiker Euripides erstmals nachgedichtet wurde, ins antike Römertheater von Augst.
Diese besondere Freiluftbühne habe in ihm den Wunsch...
Leben, sterben – und sterben lassen: Diese ewigen Themen prägten die Weltliteratur aller Epochen. Im mythologischen Stoff um das thessalische Königspaar Admetos und Alkestis werden sie exemplarisch behandelt, ja ad absurdum geführt. Der Basler Regisseur Danny Wehrmüller bringt die Geschichte, die vom altgriechischen Dramatiker Euripides erstmals nachgedichtet wurde, ins antike Römertheater von Augst.
Diese besondere Freiluftbühne habe in ihm den Wunsch geweckt, einen Stoff aus der römischen oder griechischen Mythologie zu bearbeiten, sagt Wehrmüller. «Allerdings wollte ich kein bildungsbürgerliches Allgemeingut wie etwa den Antigone- oder Ödipus-Stoff. Und ich wollte ihn aus dem Heute heraus befragen können.» So kam er auf die Geschichte von König Admetos, dem ein Orakel seinen nahen Tod voraussagt, allerdings anfügt, er dürfe weiterleben, wenn er eine gleichgestellte Person finde, die für ihn sterbe. Daraufhin opfert sich Alkestis für ihren königlichen Gatten, wird jedoch vom göttlichen Herkules aus dem Hades zurückgeholt.
Zeitlose Gültigkeit
Für Danny Wehrmüller stellen sich aus dieser unsäglichen Geschichte Fragen von zeitloser Gültigkeit: Die nach der Anmassung von Admetos, einen geliebten Menschen für sich sterben zu lassen. Die nach dem Grund für Alkestis’ selbstloses Handeln. Und die nach der Zeit nach ihrer Rückkehr. «Man kann sich vieles vorstellen», sagt Wehrmüller, «nur nicht, die Ehe von Admetos und Alkestis sei so weitergegangen wie vorher.»
Erstaunlicherweise würden diese Fragestellungen bei Euripides wie auch in modernen Bühnenfassungen kaum tangiert. Wehrmüller hat deshalb Euripides’ Text mit Fassungen von Hugo von Hofmannsthal, Thornton Wilder und anderen collagiert sowie um eigene Szenen ergänzt. Mit diesen schlägt er den Bogen in die Gegenwart und zu passenden Themen wie Krieg, Selbstmordattentat oder religiösem Fanatismus. «Die Collage spielt mit Möglichkeiten, weshalb ich sie ‹Alkestis-Spiel› nenne», unterstreicht Danny Wehrmüller. «Wir wollen Assoziationsräume öffnen und Fragen stellen, aber keine Antworten liefern.»
Mit «wir» meint er die Theatergruppe Rattenfänger, ein Laienensemble aus Muttenz, mit dem Wehrmüller seit 1989 anspruchsvolle Stücke von Shakespeare bis Dürrenmatt auf die Bühne bringt, bis jetzt stets in Muttenz an verschiedenen Freilicht-Spielorten. Nun bespielen die «Rattenfänger» als erstes Laienensemble das riesige Theater Augusta Raurica. Eine Herausforderung, die Semiprofi Wehrmüller, der «nebenbei» noch als Lehrer arbeitet, seit zwei Jahren beschäftigt. Erstmals tritt er auch als Autor in Erscheinung und bringt sein «Alkestis-Spiel» mit einer 22-köpfigen Truppe auf die Bühne. Als Reverenz ans altgriechische Drama wird zudem ein 26-köpfiger Chor – sowohl singend wie kommentierend – mit von der Partie sein. Und ein Klavierquartett aus Profimusikern.