Flucht vor der Stadt und Beziehungsproblemen: Vera, Moritz und ihre drei Kinder ziehen sich in ein abgelegenes Dorf zurück, wo alles besser sein soll. «Wir spielen Land», sagen sie dazu.

«Wir spielen Dorfkneipe», heisst es kurz darauf – und damit scheitern sie ebenso, wie sich auch die vermeintliche Landromantik als nicht ganz so idyllisch entpuppt wie erhofft. Denn die Dorfbewohner sind Fremden gegenüber misstrauisch. Der Ofen im neuen Heim ist nicht wintertauglich, das Heuen anstrengend, und das Schlachten der lieb gewonnenen Hühner erweist sich als schwierig. Und Moritz versteht sich mit der Gattin des Lehrers besser als mit seiner eigenen Frau, was den Neubeginn nicht einfacher macht. «Hier auf dem Land ist es anders, hier ist das gute Leben, hier ist es richtig, hier hat man alles. Ausser einer Entschuldigung fürs Unglücklichsein», müssen sie schon bald trocken feststellen.

Der Glarner Daniel Mezger, der Auszüge seines Debütromans bereits am Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb in Klagenfurt gelesen hat, wählt für seinen Text die ungewohnte Wir-Form. Mit zunehmenden Rissen im Familiengefüge weicht diese allerdings meist einer neutraleren Perspektive. Mit dieser Sprachform deckt der 34-jährige Autor den schleichenden Zerfall der Familie auf, die auf einen Eklat zusteuert. Jedes Familienmitglied ist mit seinen eigenen Problemen beschäftigt, sodass sich das Team zu fünf Einzelkämpfern wandelt, die nicht mehr am selben Strick ziehen. Damit zeigt sich einmal mehr: Vor sich selbst kann der Mensch nicht flüchten. Auch nicht auf das Land.


[Buch]
Daniel Mezger
«Land spielen»
320 Seiten
(Salis 2012).
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