Das erste Mal gabs noch keine Musik. Zaghaften Schrittes betrat Corin Curschellas 1973 die Bühne des Theaters Chur. Mit der Dramatischen Kantonsschüler-Gruppe (DKG) spielte sie dort die «Glasmenagerie» von Tennessee Williams – für die 17-Jährige ein prägendes Erlebnis, das ein Schauspielstudium in Zürich nach sich zog. Gleichzeitig zur Musikwissenschaft wohlgemerkt, denn kurz nach ihrem Theaterdebüt trat Curschellas mit dem Liedermacher Walter Lietha auf.
«Ich sang die zweite Stimme und fühlte mich als Pünktchen auf dem i», erinnert sich die bald 67-jährige Künstlerin heute. 50 Jahre liegen diese Erlebnisse zurück. Zur Jubiläumsfeier startet sie nun in Schaffhausen zu einer Reihe von Konzerten mit ihrer frühen Band The Recyclers. Zudem legt sie eine Schatulle vor mit vier CDs und zwei Büchern.
«Ich habe verschiedene Phasen durchlebt, die in dieser Schatulle dokumentiert sind», erklärt sie. «Ich hatte das Glück, von vielen wirklich guten Kolleginnen und Kollegen zu lernen», betont sie und erwähnt schillernde Namen wie US-Bassist Greg Cohen, US-Gitarrist Marc Ribot, den britischen Drummer Steve Argüelles oder Mathias Rüegg, den Leader des Vienna Art Orchestra.
Ihr erstes Album legte Curschellas erst spät vor
Ihre Karriere führte sie nach New York, Paris, Berlin und Wien, wo sie hyperaktiv bei unzähligen Projekten zwischen Jazz und Freemusic, Pop und Worldmusic mitwirkte, an der Seite auch von David Byrne, Richard Bona oder Nguyên Lê.
Erst 1992 legte Curschellas ihr erstes eigenes Album vor mit dem wunderbaren Titel «Music Loves Me». Tatsächlich scheint es, als finde die Musik stets ihren Weg zu dieser Allroundkünstlerin zwischen Studio und Bühne, zwischen Musik und Performance. «Am Musikmachen begeistert mich, dass man Momente verzaubern kann, die alle Anwesenden wohl unterschiedlich wahrnehmen und dennoch als kollektives Ereignis», sagt sie und bringt damit ihr Erfolgsrezept auf den Punkt.
Denn wer ihre Musik anhört, staunt ob deren Sogwirkung – und der Bandbreite vom punkigen Folksong bis zur hibbeligen Drum-’n’- Bass-Nummer, vom klangschönen Canzone zum Afrobeat mit rätoromanischem Text. Für die Jubiläumskonzerte, die Curschellas nun am Schaffhauser Jazzfestival lanciert, hat sie Songs ausgewählt, «die noch frisch klingen», wie sie sagt. Zudem bündle sie Vergangenheit mit Gegenwart und Zukunft: «Ich spiele mit meinem wahrhaft alten Trio aus Pariser Tagen», sagt sie lachend.
Das sind Gitarrist Noël Akchoté, Pianist Benoit Delbecq und Drummer Steve Argüelles. Hinzu komme mit Akkordeonistin Patricia Draeger eine Kollegin und mit Lukas Traxel ein junger Bassist. «Wir spielen nichts Neues», sagt Corin Curschellas voller Vorfreude. «Nur solches, das auch ein heutiges Publikum verzaubern kann.»
Konzerte
Sa, 13.5., 21.15 Kammgarn Schaffhausen
www.jazzfestival.ch
Mi, 14.6., 20.30 Moods Zürich
Sa, 8.7., 17.45 Natural Sound Openair Kiental BE
www.corin.ch
Radio
Jazz Collection
Di, 2.5., 21.00 SRF 2 Kultur
Jubiläumsbox
Corin Curschellas Collecziuns: Her Songs 1990–2010 + 2022
(Schatulle mit 4 CDs und 2 Büchern)
(Tourbo Music 2023)