Sie heirateten heimlich, nur vier Monate nach der ersten Begegnung in Cambridge im Februar 1956. Der englische Lyriker Ted Hughes und die US-amerikanische Dichterin Sylvia Plath erlebten eine wilde Liebesekstase. Sie waren überzeugt, füreinander geschaffen zu sein. Waren sie aber nicht – im Gegenteil.
Dieser Irrtum führte zu einem der spektakulärsten Liebesdramen der angelsächsischen Literaturgeschichte. Denn Plath nahm sich 1963 das Leben, sieben Jahre nach der fatalen Begegnung mit Hughes. Die niederländische Autorin Connie Palmen erzählt nun die Tragödie von Ted Hughes und seiner Frau Sylvia Plath im Buch «Du sagst es» neu. «Ich habe die Geschichte einer verlorenen Liebe geschrieben», sagt Palmen.
Plaths Qualität der Lyrik übertraf die von Hughes’
Das Schicksal des Paares beschäftigte Literaturfreunde jahrelang. Sylvia Plath galt als die ausgebeutete Frau, Opfer eines esoterisch verbrämten Ehrgeizlings, der es zum Hofdichter Ihrer Majestät brachte. Denn Ted Hughes war diesseitig ambitioniert und beschäftigte sich jenseitig intensiv mit der Astrologie. Er war überzeugt, dass er so in die Zukunft blicken könne, und hielt das Schicksal für vorbestimmt. Das machte ihn zum idealen Buhmann aufgeklärter Zeitgenossinnen. Plath wurde damit laut Palmen «zur Projektionsfläche des Feminismus, obwohl sie selbst keine Feministin war».
Plath veröffentlichte zeitlebens nur den Gedichtband «Der Koloss». Ihr gesamtes Werk wurde erst postum bekannt und geschätzt, obschon die Qualität ihrer Lyrik gemäss der späteren Literaturkritik diejenige Ted Hughes’ übertroffen haben soll.
Autorin Connie Palmen hat nun eine fiktionale Sichtweise auf Ted Hughes gewählt, um darzulegen, dass sich jede Liebesbeziehung mindestens aus zwei Perspektiven erzählen lässt. Dabei hält sie mit ihrer Sympathie für Hughes nicht zurück: «Er fühlte sich von ihrer Schwäche angezogen und erfuhr dabei ihre manipulativen Stärken.» Palmen ist nicht die Erste, die diesen Ansatz wählte. Hughes-Biografin Elaine Feinstein zeigte bereits viel Verständnis für den Mann.
Die Beziehung verschlechtert sich
Connie Palmen (61) hat sich vor allem mit den Büchern «I. M.» sowie «Logbuch eines unbarmherzigen Jahres» einen Namen gemacht. In beiden Werken verarbeitete sie den Verlust eines Lebenspartners, einer davon der 2010 verstorbene linksliberale Hans van Mierlo, der in den 90ern niederländischer Verteidigungs- und Aussenminister war.
Plath und Hughes hatten zwei Kinder, Frieda und Nicholas. Die Beziehung aber wurde zur Belastung. Sylvia litt zusehends unter Depressionen. Hughes verliebte sich 1962 in die mit dem Paar befreundete Assia Wevill, verliess seine Familie, nachdem ihm das Leben an der Seite von Plath eine Qual geworden war.
Im Februar 1963 beging Sylvia Plath Selbstmord – Hughes, am Boden zerstört, fühlte sich schuldig. Er erkannte schnell, dass sein Leben fortan im Licht dieser Tat stehen würde. Nicht genug damit: Mit Wevill hatte er zwar ebenfalls ein Kind, doch sie nahm es mit in ihren selbst gewählten Tod im Frühjahr 1969. Ted Hughes verstarb, bevor er den Suizid seines Sohns Nicholas erleben musste, der sich vor sieben Jahren in Alaska erhängte.
Bücher
Connie Palmen
«Du sagst es»
Aus dem Niederländischen von Hanni Ehlers
279 Seiten
(Diogenes 2016).
Sylvia Plath
«Der Koloss»
163 Seiten
(Suhrkamp 2013).
Ted Hughes
«Gedichte»
Zweisprachig
226 Seiten
(Mattes 1995).
Fernsehen SRF 1
Gespräch mit Connie Palmen zu ihrem neuen Roman
«Du sagst es»
So, 2.10. 11.00 SRF 1 «Sternstunde Philosophie»