Seine Vorbilder hat er nie verhehlt: Jakob Arjouni, der 1964 in Frankfurt am Main geborene Autor, bekennt sich zu seinen beiden Krimi-Orientierungspunkten Dashiell Hammett und Raymond Chandler. Die beiden US-amerikanischen Klassiker des Genres haben es vorgemacht: Coolness, (Selbst-)Ironie, Witz inmitten von Gewalt und Verbrechen.
Kemal Kayankaya ist der Alte geblieben. Und nach 11-jähriger Buchpause tatsächlich auch älter geworden: 53 ist er mittlerweile, nicht mehr ganz so schlank wie einst – «so ein unrasierter, leicht übergewichtiger, müde Witze reissender Privatdetektiv mit türkischem Namen». Das ist Kayankayas Profil: «Aufgewachsen in Frankfurt, nie eine Moschee betreten, nie einem Verein oder einer Partei angehört, nie an etwas anderes geglaubt als an die eigenen Fähigkeiten, Trinker, Gladbach-Fan». Mit einer Ex-Prostituierten lebt er nun schon zehn Jahre in eheähnlichen Verhältnissen.
In seinem fünften Fall hat Kayankaya zwei Aufträge zu erledigen: Einen verschwundenen Teenager aus besserem Haus suchen und einen angeblich bedrohten Autor aus dem arabischen Raum während der Frankfurter Buchmesse schützen. Es stellt sich heraus, dass die beiden Aufträge etwas miteinander zu tun haben.
Arjouni kennt seine Heimatstadt, die auch Kayankayas Biotop ist. Und er kennt sich aus in gewissen Milieus. Schön etwa die Seitenhiebe auf den Literaturbetrieb («Die Buchmesse war nicht die Hölle, sie roch nur ein bisschen so»). Kayankaya begegnet den Welten, die nicht die seinen sind, gewohnt gleichgültig bis respektlos. Auch nach all den Jahren ist er immer noch eine originelle Figur, die ihr Comeback in Würde besteht.

[Buch]
Jakob Arjouni
«Bruder Kemal. Kayankayas fünfter Fall»
225 Seiten
(Diogenes 2012).
[/Buch]