Christian Schmutz «Dialekte müssen sich verändern
Christian Schmutz gehört seit 2006 zum «Schnabelweid»-Team von Radio DRS 1. Doch das ist nur eine von vielen Aktivitäten des Freiburgers.
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Kulturtipp 13/2011
Letzte Aktualisierung:
05.03.2013
Frank von Niederhäusern
Er komme gerade «vom Schpörtlä», sagt Christian Schmutz, dem man seine frühmorgendlichen Strapazen gar nicht glauben will. Der 41-Jährige strahlt die Frische eines ausgeschlafenen Twens aus. Strotzend vor Energie, erzählt er von seinen Projekten – anstehenden, abgeschlossenen und andauernden. «Ich habe viele Standbeine», betont der Germanist aus Freiburg, der während seines Studiums die grosse Leidenschaft für Dialekte entdeckte...
Er komme gerade «vom Schpörtlä», sagt Christian Schmutz, dem man seine frühmorgendlichen Strapazen gar nicht glauben will. Der 41-Jährige strahlt die Frische eines ausgeschlafenen Twens aus. Strotzend vor Energie, erzählt er von seinen Projekten – anstehenden, abgeschlossenen und andauernden. «Ich habe viele Standbeine», betont der Germanist aus Freiburg, der während seines Studiums die grosse Leidenschaft für Dialekte entdeckte, im Besonderen das «Seislertütsch» seiner Deutschfreiburger Herkunft. Damals begann der gebürtige Taferser damit, ein Senslerdeutsches Wörterbuch zu schreiben. «Abgeschlossen habe ich es acht Jahre später», erzählt er. Seither sucht er sich stets neue Herausforderungen. 2007 erschien sein historischer Gangster-Roman «Als die Nachtvögel kreisten». Nur zwei Jahre später folgte die Bühnenfassung. «In Dialekt», Schmutz strahlt und berichtet, dass auch diese Vorstellungen der dritten Saison ausverkauft seien. «Viele Leute sind heute nicht zu bremsen, wenn es um Regionales geht.»
Eine Beobachtung, die er auch als Radio-Redaktor der «Schnabelweid» macht, bei der er seit 2006 zu 25 Prozent arbeitet. «Bei den derzeitigen Live-Sendungen zum 20-Jahre-Jubiläum spüre ich die enorme Begeisterung der Leute für Dialekte.» Für Schmutz ist dies mehr als eine Gegenbewegung zur Globalisierung: «Ein tiefes Interesse an Sprache.» Ihm selbst sind denn lebendige Dialekte weit lieber als schulmeisterlich konservierte. «Denn überleben können sie nur, wenn sie sich verändern und anpassen können.»
Eine Überlebenshilfe besonderer Art praktiziert er selbst als «Slämsler». «Ich nutze den speziellen Sound des Senslerdeutschen für Sprach-Performances», sagt er und lacht: «An Poetry-Slams fühle ich mich mit meinem Dialekt und meinem Alter jeweils als Exot. Aber es macht Spass.»
Die Freude am Tun verspürt Christian Schmutz auch als Journalist für die «Freiburger Nachrichten» und den «Nebelspalter». Beim Projektieren einer Kulturbeiz in Tafers. Und beim Schreiben seines zweiten Romans. Eigentlich klar, dass er bei diesem vollen Programm die Anfrage von Radio DRS, sein Pensum aufzustocken, ablehnte. «Christian Schmid wird bald pensioniert», erklärt er. «Er mag der Star der Sendung sein, gab mir aber nie das Gefühl, in seinem Schatten zu stehen.» Bei der «Schnabelweid» will Schmutz bleiben und freut sich auf Schmids Nachfolger.
Und auf neue Projekte, die ihm Kopf und Agenda füllen. Das stetige Kreativsein ertrage er nur dank regelmässiger Ablenkung. Etwa beim «Schpörtlä», sprich Joggen und Krafttraining. «Und da gibt es noch diese Fussballmannschaft der ‹Freiburger Nachrichten›», erzählt Schmutz und strahlt wie ein Teenager, der von seinen neuen Stollenschuhen berichtet.