Ein keckes Spiel betreibt der Zürcher Schriftsteller Charles Lewinsky mit dem grossen Dichter Goethe (1749–1832). In seinem neuen Roman lässt er ihn weniger als Vertreter des Sturm und Drang auftreten als vielmehr in einer Geschichte voller Schall und Rauch agieren. Goethe leidet. Eine Schreibblockade verunmöglicht sein Schaffen, und seine Hämorrhoiden machen sich schmerzhaft bemerkbar.

Während er letzteres Übel dank der liebevollen Fürsorge seiner Lebensgefährtin Christiane Vulpius in den Griff bekommt, belastet ihn seine Schreibblockade immer mehr. Selbst kleinste Aufträge werden zur unüberwindbaren Hürde, «als hielten ihm tausend Dämonen die Hand fest, auch nur einen Buchstaben zu Papier zu bringen». Ein schier unerträglicher Zustand für einen wie ihn. Wie sich Goethe aus dieser misslichen Situation zu befreien versucht, erzählt Lewinsky (77) gewohnt fantasiereich, mit viel Witz und noch mehr beissendem Humor.

Goethe macht dabei als selbstbezogener, empfindlicher und intellektuell abgehobener Zeitgenosse keine wirklich gute Figur. Lewinsky stösst seinen Hauptdarsteller denn auch immer wieder vom Sockel. Er stellt ihn zeitweilig wie einen unreifen Schnösel des 21. Jahrhunderts dar, was man der Figur nicht ganz abnehmen kann. Es fehlt dem Roman nicht an Witz, aber etwas an Raffinesse.

So plätschert die Geschichte über weite Strecken dahin, wirkt absehbar und etwas uninspiriert: Viel Schall und Rauch ist man geneigt zu denken. Unterhaltsam ist die Lektüre aber alleweil. Und entspannend sowieso.

Buch
Charles Lewinsky

Rauch und Schall
183 Seiten
(Diogenes 2023)