Songs mit Haltung
Neneh Cherry veröffentlicht mit 54 das erst fünfte Soloalbum ihrer 30-jährigen Karriere. Familienbedingt war Pause bis vor ein paar Jahren. Nun hat sie das Album «Broken Politics» produziert – mit Schützenhilfe von Kieran Hebden (alias Four Tet). Mit dabei: Robert «3D» Del Naja von Massiv Attack. Die Musik, irgendwo zwischen Dub-Soul und Trip-Hop, ist spannend angerichtet mit Beats und Samples, dazu etwa Klavier, japanische Flöten, Harfe und Vibrafon. Cherry hat ein ernstes Anliegen. Man könnte von ­einem Protestalbum sprechen, mit Klartext-Songs zu Themen wie Migration, Fake News und Waffenpolitik. Aus eigener Anschauung, nicht einfach aus einer Ideologie heraus, ist der Track «Kong» entstanden: Cherry half bei einem Kücheneinsatz im Flüchtlingslager von Calais, sah das Elend und wurde zu einem Song inspiriert. Es geht ihr um ein deutliches Statement, um mehr Menschlichkeit, ohne dabei verbissen zu wirken – Cherry gelingt ihr poppiger Protest mit musikalischer Leichtigkeit.

Neneh Cherry
Broken Politics
(Rough Trade 2018)