Zwischen den Zeiten
Der ungarische Komponist und Pianist Ernö Dohnànyi (1877–1960) durch­lebte eine so erfolgreiche wie bewegte Karriere. Als Wunderkind von seinem Vorbild Brahms gelobt, prägte er das musikalische Leben Budapests um die Jahrhundertwende. Da er bis in die Nazizeit hinein dort aktiv blieb, schimpften ihn die Ungaren nach 1945 einen Kriegsverbrecher. Doch Dohnànyi war an Kunst weit mehr interessiert als an Politik und feierte bis zu seinem Tod weltweite Erfolge. Das Schweizer Label Claves stellt zwei seiner Pianoquintette nebeneinander: op. 1, das Dohnànyi mit 18 komponiert hat, sowie op. 26, das am Vorabend des Ersten Weltkrieges entstand. Interessant, wie das spätromantisch geprägte Frühwerk mit dem ­ungleich moderneren und düster ­ge­haltenen «Kriegsstück» kontrastiert. Shmuel Ashkenasi (Violine) und Nobuko Imai (Viola) spielen Dohnànyis beiden Konzerte gemeinsam mit dem Pianotrio Nota Bene.   

Ernö Dohnànyi 
Piano Quintets 
op. 1 & 26 
(Claves 2015).