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Noch nicht ganz Isolde
Ende gut, Heldin tot – so sieht die Story mancher Oper aus. Und tatsächlich sind es elf Arien zum Tode hin, die Anna Netrebko auf ihrem neuen Album «Amata dalle Tenebre» versammelt, wuchtig begleitet vom Orchestra del Teatro della Scala unter Riccardo Chailly. Es ist ihr erstes Album seit fünf Jahren, und trotz des dunklen Themas bringt es zum Vorschein, wofür die Sopranistin so berühmt ist: eine Stimme wie Samt, strahlend, schön und schwer und je nach Kontext in immer anderen Farben leuchtend. Wenn es da nicht ein Aber gäbe. Denn viele Sopranistinnen beginnen als Traviata, um mit den Jahren zur Walküre zu werden, selbst Netrebko ist da keine Ausnahme. Als Musikerin vollzieht sie diese Wandlung aber kaum. Singt sie Verdi, blüht sie auf, lässt die Musik funkeln und die Klänge leben. Als Wagners Isolde durchdringt sie Worte und Musik weniger, dann bleibt das Drama in den einzelnen Tönen gefangen, statt dass uns ihr Liebestod in andere Sphären entführt.
Anna Netrebko
Amata dalle Tenebre
(DGG 2021)
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