Bühne: Im fahrenden Theater
Das Kollektiv Fetter Vetter & Oma Hommage setzt für das Luzerner Theater eine originelle Idee um: Das Stück «Fremder» inszenieren sie auf kleinstem Raum – in einem Auto.
Inhalt
Kulturtipp 25/2019
Letzte Aktualisierung:
22.11.2019
Babina Cathomen
Aus dieser Nähe sieht das Publikum die Mimik der Schauspieler wohl selten: Im Autostück «Fremder» schauen drei Zuschauer von der Rückbank aus den beiden Darstellern über die Schulter. Manuel Kühne und Antonia Meier spielen zwei Figuren, die sich anfangs fremd sind. Während der Fahrt reden sie über «Gott und die Welt», dringen aber allmählich zu einem dunklen Geheimnis aus der Vergangenheit vor. «Es geht um Ei...
Aus dieser Nähe sieht das Publikum die Mimik der Schauspieler wohl selten: Im Autostück «Fremder» schauen drei Zuschauer von der Rückbank aus den beiden Darstellern über die Schulter. Manuel Kühne und Antonia Meier spielen zwei Figuren, die sich anfangs fremd sind. Während der Fahrt reden sie über «Gott und die Welt», dringen aber allmählich zu einem dunklen Geheimnis aus der Vergangenheit vor. «Es geht um Einsamkeit, Schlaflosigkeit, Verlust, Schmerz, Trauer», verrät Damiàn Dlaboha, der zusammen mit Savino Caruso inszeniert. Im Mittelpunkt steht die Frage: Was gibt uns Halt in einer haltlosen Zeit?
«‹Fremder› spielt auf engstem Raum, gleichzeitig bespielen wir aber die grösste Bühne der Stadt», sagt Dlaboha. Für ihn ist denn auch Luzern die eigentliche Hauptdarstellerin. Im Stück verbindet er Elemente aus Film und Theater: Die Live-Momente der Stadt, die vor dem Fenster vorbeizieht, und das Heranzoomen auf die Schauspieler, «bei denen jede Bewegung der Augenbraue etwas erzählt». An theatralen Mitteln mangelt es im Auto nicht: Musik aus dem Radio, die Scheibenwischer, die Scheinwerfer, das Handschuhfach sind Teil der Inszenierung.
Das vor drei Jahren gegründete Theaterkollektiv Fetter Vetter & Oma Hommage hat bereits mit anderen künstlerischen Experimenten auf sich aufmerksam gemacht. «Wir wollen neue Perspektiven auf die Welt eröffnen», sagt Dlaboha. «Es ist enorm spannend, bekannte Theaterräume auf den Kopf zu stellen und so eine leichte Verschiebung der Wahrnehmung beim Publikum hervorzurufen.» Damiàn Dlaboha glaubt an die Relevanz von Theater in der Gesellschaft und an Geschichten, die berühren – ob mit politischen Interventionen oder ungewohnten Formaten. Und er will auch in Zukunft mit verschiedenen Theatertruppen an alltäglichen Orten überraschen: «In der Migros. Im Zug. In der Kirche. Im Schuhladen Ihres Vertrauens – ich könnte ewig so weitermachen.»
Vorerst wird die Truppe nun aber im Auto einen neuen Theaterraum ausloten. Pro Vorstellung sind nur drei Tickets erhältlich, das Stück steht aber bis im Mai auf dem Programm. Reservieren lohnt sich, einige Vorstellungen sind bereits ausverkauft.
Fremder – das Autostück
Premiere: Fr, 29.11., 19.00 Treffpunkt:
Kassenfoyer Theater Luzern
Reservation empfohlen: www.luzernertheater.ch