Die erste Wohnbuchhandlung der Schweiz
Die Buchhandlung Scriptum im zürcherischen Dietikon setzt auf ein neues Konzept: Seit drei Jahren gibt es im Limmattal die erste Wohnbuchhandlung der Schweiz. Beim Besuch brennt ein elektrisches Kaminfeuer in der gemütlichen Altbau-Stube, und Inhaberin Corinne Frischknecht empfängt am langen Holztisch mit einem Cappuccino. «Man muss offen sein heutzutage, wenn man Bücher verkaufen will», sagt sie. Ihre Buchhandlung, in der es neuerdings auch Deko- und Geschenkartikel zu kaufen gibt, ist aufgebaut wie eine Wohnung: In der Stube stehen etwa die Bildbände neben «Wortlichtern», Kerzen, die ihre Botschaft erst nach dem Anzünden preisgeben. Die Vorratskammer lockt mit Bio-Gewürzen als Zutaten zu den Kochbüchern.
«Die Bücher geraten nicht in den Hintergrund»
Im Badezimmer lässt sich nebst dem Bestseller «Darm mit Charme» eine Blüten-Handcrème kaufen. Im Kinderzimmer laden ein weihnächtlicher Schlitten und ein kuschliges Bettchen zum Schmökern in Bilderbüchern. Auch das Arbeitszimmer und die Bibliothek mit den Oma-Sesseln sind mit passender Literatur und mit handgeschriebenen persönlichen Empfehlungen der sechs Scriptum-Buchhändlerinnen ausgerüstet.
Der Kulturpessimist könnte nun monieren, dass mit all dem Schnickschnack die Sache an sich vergessen geht. «Die Bücher geraten bei uns nicht in den Hintergrund – im Gegenteil: Seit wir die Wohnbuchhandlung eröffnet haben, ist der Bücherverkauf massiv angestiegen», hält Frischknecht dieser Kritik entgegen. Den gesamten Umsatz im Laden konnte sie um rund 30 Prozent erhöhen. Die Kunden waren laut Frischknecht fast durchwegs positiv überrascht. «Unser spezielles Konzept hat sich herumgesprochen, und wir konnten viele Neukunden gewinnen.»
Auch die Wohnzimmerlesungen oder die Veranstaltung «Einschliessen und geniessen», an der man bei einem Apéro ungestört neue Bücher entdecken kann, sind gut besucht. Eine junge Kundin, die es sich am Holztisch mit einer Tasse Kaffee und Celeste Ngs Roman bequem gemacht hat, ergänzt: «In diese Wohlfühlatmosphäre komme ich gerne zum Entschleunigen. Und die Buchhändlerinnen kennen meinen Geschmack und können mir immer Superbücher empfehlen.»
Buchhandlung Scriptum
Bremgartnerstrasse 25
Dietikon ZH
Di–Fr, 09.00–12.30 und 14.00–18.30 / Sa, 08.00–13.00
www.buchhandlung-scriptum.ch
Der Bücherladen mit Meeresrauschen
Ein auserlesenes Sortiment führt «Mille et deux feuilles», die «Buchhandlung zum Mittelmeer und mehr»: Hier finden Lesebegeisterte mit Fernweh Belletristik, Sachbücher, Kochbücher und Graphic Novels, aber auch Filme und Musik aus dem Mittelmeerraum – auf Deutsch und oft auch in Originalsprachen.
Die Ethnologin Charlotte Nager und die Buchhändlerin Andrea Peterhans sind vielgereiste Kulturmenschen, die seit drei Jahren ihren ganzen Erfahrungsschatz in ihre kleine, feine Buchhandlung stecken und – fast alles gelesen haben, was sie ihren Kunden verkaufen. «Wir können Empfehlungen abgeben, die kein Computer machen kann», sagt Nager. Wenn die beiden von einer Reise zurückkommen, ist der Koffer voll mit neu entdeckten Büchern. Die zwei Frauen orientieren sich aber auch an externen Literaturbegeisterten – etwa ein syrischer, in der Schweiz lebender Verleger, über den sie die Bücher aus dem arabischen Raum bestellen.
Bei der Kundschaft kommen Sehnsuchtsländer wie Italien oder Griechenland besonders gut an. «Die besten Verkaufszahlen haben wir im Sommer, wenn die Leute in die Ferien fahren und sich mit Romanen oder Reisetagebüchern, die in der Ferienregion spielen, ausrüsten», sagt Peterhans.
Begegnungsort für Leute verschiedener Kulturen
Beliebt sind auch Bücher aus dem Balkan. Leser mit Wurzeln im Balkan kommen zu «Mille et deux feuilles», um mittels Literatur mehr über die Heimat der Eltern zu erfahren. Bei der Literatur aus dem kriegsgeplagten Syrien hingegen haben die Buchhändlerinnen eine «gewisse Müdigkeit» festgestellt. «Am Anfang wollten sich die Leute informieren, nun ist eine Ernüchterung oder Resignation zu spüren», sagt Nager.
Ein halbjährlicher Themenschwerpunkt mit Literatur und Veranstaltungen zu einem bestimmten Mittelmeerland rundet das Programm ab: Zurzeit steht der Libanon im Mittelpunkt. «Besonders schön finde ich es, wenn sich bei uns in der Buchhandlung Leute aus verschiedenen Kulturräumen begegnen», sagt Peterhans. Der syrische Verleger sei hier etwa auf eine Schweizer Ethnologin getroffen, die heute in Syrien lebt und hier zu Besuch war. «Die beiden haben spontan über eine Stunde zusammen diskutiert», erinnert sie sich. Die Buchhandlung als Ort der Begegnung – das wird hier nebst den literarischen Entdeckungen gross geschrieben.
Mille et deux feuilles
Glasmalergasse 6, Zürich
Di–Fr, 10.00–19.00
Sa, 10.00–17.00
www.milleetdeuxfeuilles.ch
Weitere Entdeckungen
Bücher, Speis und Trank
Ein Arzt hat sich einen Traum verwirklicht: eine Buchhandlung als Begegnungsort. Der Laden heisst so, wie man das englische Wort «book» ausspricht: «BuK» (für Buch und Kaffee). Zum gut gemischten aktuellen Angebot an Lesestoff kommen Kaffee und kleine Speisen. Die im September eröffnete Buchhandlung im Luzerner Vorort Kriens ist Teil der neuen Genossenschaftssiedlung «Teiggi» auf dem Areal einer ehemaligen Teigwarenfabrik. Mit Unterstützung von zwei Buchhändlerinnen führt der 46-jährige Mediziner Thomas Conzett sein Geschäft in einem Teilpensum. 85 Quadratmeter auf zwei Stockwerken misst der Laden, 25 davon sind für die Verköstigung reserviert. Dafür musste der frischgebackene Buchhändler eigens die Wirteprüfung absolvieren. (hau)
BuK Buch und Kaffee
Schachenstrasse 15a, Kriens LU
Di–Fr 09.30–18.30
Sa 09.00–16.00
www.buk-kriens.ch
Der Klassiker
Seit 1936 gibt es beim Berner «Zyglogge»-Turm Bücher zu kaufen. Die gleichnamige Buchhandlung würde als historische Filmkulisse taugen, steht aber im Hier und Jetzt. Vier Buchhändlerinnen und eine Lernende betreuen ein klassisches Sortiment von Belletristik bis zum Gartenbuch. Das Team bietet seiner Kundschaft aber auch eBooks an und versucht, längst vergriffene Titel aufzutreiben. Das kleine Schaufenster gestalten die kunstaffinen «Zytglogge»-Frauen als Blickfang: Jeden Monat gibt es darin einen Künstler zu entdecken. Daneben präsentiert die Kundschaft ihre Lieblingsbücher. (fn)
Buchhandlung zum Zytglogge
Hotelgasse 1, Bern
Mo, 12.00–18.30 / Di, 09.00–18.30 / Sa, 09.00–16.00
www.zytglogge-buchhandlung.ch