Boubacar Traoré Der Elvis von Mali in der Schweiz
Mit seinem Mali-Twist gab Boubacar Traoré in den 60er-Jahren einer ganzen Region ihr Lebensgefühl. Nun stellt der 69-jährige Sänger seine neue CD in der Schweiz vor.
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Kulturtipp 06/2011
Thomas Burkhalter
Boubacar Traoré singt auf seinem neuen Album «Mali Denhou» mit charismatischer, warmer Stimme über sein Leben in Mali. Mit seinem langjährigen musikalischen Partner Madieye Niang (Kallebasse) und Vincent Buche (Mundharmonika) spielt er mal entspannten Mali-Blues, mal folkloristisch schwingende Lieder.
Traoré begleitet sich selber auf der Gitarre und formt mit Bass-, Haupt- und Gegenlinien komplexe rhythmische und melodische Gebilde. In seinem st&a...
Boubacar Traoré singt auf seinem neuen Album «Mali Denhou» mit charismatischer, warmer Stimme über sein Leben in Mali. Mit seinem langjährigen musikalischen Partner Madieye Niang (Kallebasse) und Vincent Buche (Mundharmonika) spielt er mal entspannten Mali-Blues, mal folkloristisch schwingende Lieder.
Traoré begleitet sich selber auf der Gitarre und formt mit Bass-, Haupt- und Gegenlinien komplexe rhythmische und melodische Gebilde. In seinem ständig kreisenden Spiel setzt er mit kleinsten Änderungen in Klang, Tempo und Rhythmus Akzente und zeigt sich als Meister versteckter Nuancierungen. Immer aber zieht seine Musik vorwärts, als habe sie alle Zeit der Welt. Traoré hat seine eigene und eigenständige Musik gefunden. Und diese zieht seit vielen Jahren zahlreiche Zuhörer in ihren Bann.
Früher Star
In seiner Heimat nennen sie Boubacar Traoré den Elvis Presley von Mali – das mag erstaunen, wenn man seine neue CD hört. Im unabhängig gewordenen Mali der 60er-Jahre aber war der US-amerikanische Twist Trumpf. Das zeigen die Bilder aus dem Fotoband von Malick Sidibé (Scalo Verlag) besonders eindrücklich: Man sieht modisch gekleidete, wild tanzende Jungen und Mädchen, und DJs, die voller Stolz ihre Lieblingsplatten präsentieren: Beatles, Rolling Stones, Otis Redding, Jimi Hendrix, Elvis Presley, Bill Haley und andere.
Jeder und jede soll damals Traorés Stücke «Mali Twist» und «Kayes Ba» gekannt haben. Seiner fussballerischen Dribbelkünste wegen nannte man den Sänger und Musiker «Kar Kar» (jemand, der zu viel dribbelt, wird «karikari» genannt). Und weil er stets eine schwarze Lederjacke trug, war er bald einmal als «Kar Kar, le blouson noir» weit über Bamako hinaus bekannt. 1965 verschwand Traoré spurlos von der Bildfläche – warum, weiss niemand so recht. Klar ist, Traoré heiratete und zog von der Hauptstadt Bamako zurück in seine Heimatregion Kayes, wo er als Schneider arbeitete. Nach dem Tod seiner Frau liess sich Traoré 1989 in Paris nieder, um dort auf dem Bau sein Geld zu verdienen. Nach der Arbeit war er als Gitarrist in Cafés an der Porte de la Villette und in Belleville zu hören, ehe ihn ein englischer Produzent zu einer Tournee überredete.
Spätes Comeback
Traoré nahm seine ersten beiden CDs «Mariama» und «Kar Kar» auf und feierte auf den Bühnen Europas grössere Erfolge. «Kar Kar lebt!», titelten die Zeitungen in Mali. «Er ist am Leben! Der Elvis von Mali lebt!» Und Radio Mali spielte den «Mali Twist». Sogar seine engsten Freunde hatten gedacht, Traoré sei bereits vor Jahren gestorben.
Anfang Jahr ist die neue CD «Mali Denhou» von Boubacar Traoré erschienen. «Kar Kar» stellt seine neuen Lieder im nächsten Monat zudem in mehreren Konzerten in der Schweiz vor. Er wird es beweisen: Mit seinen 69 Jahren ist er charismatischer denn je.
[CD]
Boubacar Traoré
Mali Denhou
(Lusafrica 2011).
[/CD]