So nett können Terroristen sein. «Er lächelte den Polizisten an. Haroun lächelte, und Habib ebenfalls. Alle strahlten wie ein Haufen libanesischer Kellner, denen man gesagt hat, sie sollen ­einem Waisenkind einen Geburtstagskuchen kredenzen.» Haroun und Habib gehören zu einer Gruppe trotteliger Islamisten, die einen Anschlag auf den US-Präsidenten verüben wollen, der in London zu Besuch weilt. Ein Tory-Abgeordneter, der Angst um seine Karriere hat, kreuzt immer wieder den Weg des Krankenwagens, den die Terroristen gekapert haben.

Diese und andere Geschichten, die sich an einem einzigen Morgen in London abspielen, überschneiden sich in diesem kurzweiligen Roman. Schnell wird dem Leser klar, dass hier einer schreibt, der sich auf dem Politparkett Londons bestens zurechtfindet. Johnson nimmt die Londoner Polizei, die islamischen Fundamentalisten (mit Quoten-Engländer) und den Ex-Präsidenten Bush auf die Schippe – ebenso wie sich selbst. Der Autor ist im Abgeordneten Roger Barlow wiederzuerkennen. Dieser verpasst es ständig um Haaresbreite, die Terroristen zu stoppen, weil er durch persönliche Sorgen abgelenkt ist.

Rasant und in kurzen Teilkapiteln treibt Johnson die Geschichte des Anschlags auf den Präsidenten aus verschiedenen Blickwinkeln voran. Dabei vergisst der Autor nie, die oft skurrilen Vorgeschichten der Charaktere witzig zu beschreiben. Mühelos schafft er es, den Leser mit seiner treffsicheren  und blumigen Sprache zu fesseln. Dies kommt nicht von ungefähr: Johnson hat jahrelang als Journalist und Kolumnist gearbeitet. Trotz seines Rufs als komischer Kauz und Exzentriker agiert Johnson politisch weit aussen im rechten Flügel. Dennoch: Witzige und leicht verdauliche Kost. Perfekt als Strandlektüre.


[Buch]
Boris Johnson
«72 Jungfrauen»
416 Seiten
(Haffmans &
Tolkemitt 2012).
[/Buch]