Bobby McFerrin - Eine Stimme im Vergleich

Wer Bobby McFerrins neuerliches Gastspiel am Montreux Jazz Festival verpasst hat, kann es auf DRS 2 nachhören. Und erst noch einen interessanten Stimmvergleich anstellen.

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Kulturtipp 16/2012

Frank von Niederhäusern

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Viele mögen sich an den lässig-wippenden, zehenschnippenden Entertainer erinnern, der Ende der 80er-Jahre die Ära des Easy-Going besang. «Don’t Worry, Be Happy» machte Bobby McFerrin zum Weltstar. Der fidel-beschwingte Song tauchte alsbald in Werbespots auf, das dazugehörige Album «Simple Pleasures» verkaufte sich über zehn Millionen Mal – und McFerrin kämpfte während Jahren mit dem Etikett des Happy-Man.

Charme und Charisma

Wohl beglückt der mittlerweile 62-jährige New Yorker sein Publikum bis heute mit Charme und Charisma. Doch hat er sich längst als seriöser Künstler etabliert. Interessant, wenn DRS 2 nun den Konzertmitschnitt vom 1. Juli in Montreux McFerrins Debütalbum von 1982 gegenüberstellt. Das Konzert in der Miles Davis Hall von Montreux, wo McFerrin mit Pianist Chick Corea auftrat, ist der fachkundigen DRS-2-Jazzredaktion das Label «Gipfeltreffen» wert. Die vor 30 Jahren schlicht mit «Bobby McFerrin» betitelte CD erschien noch vor dem Megahit und zeigt den studierten Pianisten erstmals als Sänger, der noch mehrheitlich Blues-Standards interpretiert.

Als Pianist war McFerrin, Sohn eines Opernsängerpaares aus New York, schon vor seinem Debüt als Sänger 1982 aktiv. In Kalifornien hatte er klassisches Piano studiert, tingelte danach aber mit Unterhaltungsbands und einer Eisrevue durch die Lande. Erst mit 27 machte er seine Stimme öffentlich und wurde innerhalb weniger Jahre zum Vokalistenstar. Nach den beswingten Anfängen wandte er sich den ernsten Künsten zu: Dem Jazz – und der Klassik!

Nicht nur, dass er zu Duo-Sessions etwa mit den Cellisten Yo-Yo Ma und Sol Gabetta antrat. Als er 1996 mit Chick Corea Mozart intonierte und interpollierte, agierte er als Sänger und stellte sich zudem ans Dirigentenpult des Saint Paul Chamber Orchestra. Geschult von Leonard Bernstein und Seiji Ozawa, hat es McFerrin als Dirigent bis vor die Wiener Philharmoniker geschafft und ans Verbier Musik-Festival – notabene ebenfalls mit Pianist Corea.

Jahrhundertsänger

Mit seinem Langzeitpartner gastierte er diesen Sommer also einmal mehr in Montreux. Das witzig vorgetragene Programm mit einem Mix aus populären Jazzstandards kam beim Publikum an. Im Vergleich mit McFerrins Album von 1982 zeigt der Mitschnitt aber klar: Die einst glockenhelle und aussergewöhnlich flexible Stimme des Jahrhundertsängers ist wohl reifer geworden, aber eben auch älter und damit schwächer.

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Bobby McFerrin: Bobby McFerrin
(Elektra 1982).
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Bobby McFerrin/Chick Corea: The Mozart Sessions
(Sony 1996).
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Bobby McFerrin: VOCAbuLarieS
(Universal 2010).
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