Für Tierfreunde
«Pah, Winterschlaf?!»
Ein lustiges Bilderbuch mit bunten Collagen: Der weisse Hase will spielen, doch seine Freunde sind beschäftigt mit den Vorbereitungen zum Winterschlaf: Die Haselmaus, der Maulwurf oder der Bär sammeln Vorräte und bereiten ihre Höhlen vor. «Pah, Winterschlaf?!», denkt sich der wütende Hase, der seine Freunde nicht verstehen kann. Doch dann beschliesst er, ebenfalls zu schlafen, erwacht aber am nächsten Morgen – der Wald ist ganz weiss und mucksmäuschenstill. Zum Glück gibt es noch das Reh oder das Wildschwein, die auch keinen Winterschlaf halten!
In diesem liebevoll gestalteten Bilderbuch gibt es viele Details zu entdecken, und die Kleinen erfahren einiges über die einheimischen Tiere und was diese im Herbst und Winter so treiben … (bc)
Der Hase hält Winterschlaf
Marion Arnold, mit Illustrationen von Tina Küenzi
(Baeschlin 2018)
Ab 3 Jahren
Für Naturforscher
Allerlei Krabbelgetier
Schon als Kind liebte sie alles, was kreucht und fleucht: Raupen, Käfer, Spinnen. Maria Sibylla Merian (1647–1717) war eine ungewöhnliche Frau. Als naturforschende Künstlerin und alleinerziehende Mutter zog sie vor über 300 Jahren von Deutschland nach Amsterdam und später in die Welt hinaus – etwa nach Surinam in Südamerika. Dort lebte sie zwei Jahre und erforschte alles, was sie in den dichten Wäldern finden konnte. Entstanden sind Bilder, wie sie nun in diesem Kinderbuch zu sehen sind: Es sind bezaubernde Kunstwerke, die gefangen nehmen, weil sie so detailreich in eine Welt entführen, die oft abenteuerlich und manchmal ein wenig «gfürchig» wirkt. Nebst bunten Schmetterlingen gibts da allerlei an Krabbelgetier, aber auch Schlangen und ein Krokodil zu entdecken, welche die Forscherin mit grösster Präzision zu Papier brachte. Autorin Vera Schroeder hat die Bilder mit witzigen Reimen versehen, Grafikerin Marion Blomeyer sorgte mit viel gestalterischem Flair dafür, Bild und Text zu einem kunstvollen Buch zu vereinen. (sch)
Zwei wilde Raupen
Marion Blomeyer & Vera Schroeder
Bilder: Maria Sibylla Merian (Klinkhardt & Biermann 2018)
Ab 3 Jahren
Neue Entdeckungen aus dem Kinderbuchladen
Für Wagemutige
Galia Bernstein: Grosse Tatzen, kleine Tatzen
Ab 3 Jahren (cbj 2018)
Ein kleiner getigerter Kater will mit den Raubkatzen spielen. Doch der Löwe, der Gepard, der Panther und der Tiger lachen ihn aus und finden, er sei viel zu klein und zu langsam. Doch das Katerchen setzt sich selbstbewusst durch. Ein schön bebildertes Buch über Toleranz und Freundschaft, das zeigt, dass man immer Gemeinsamkeiten findet.
Für wache Kinderaugen
Jörg Isermeyer: Dieses Tier bleibt jetzt hier!
Ab 4 Jahren, mit Illustrationen von Claudia Weikert (Beltz und Gelberg 2018)
Mit viel Lust am Schrägen und Ungewöhnlichen: Ein freches Mädchen bringt immer wieder verschiedene Tiere nach Hause. Zum Beispiel eine Maus, die abhaut. Wo hat sie sich bloss versteckt? Die kleinen Bilderbuch-Leser können nach ihr suchen … Haariges und Bissiges landet im trauten Heim – am Schluss sogar ein riesiger Dinosaurier!
Für Engagierte
Kerascoët: Mein Weg mit Vanessa
Ab 5 Jahren (Aladin 2018)
Ein Bilderbuch ganz ohne Text, bei dem die Vorleser und die kleinen Zuhörer ihre eigene Fantasie walten lassen: Ein Mädchen findet in der neuen Klasse keinen Anschluss und wird geplagt. Eine Schulkameradin macht sich darüber Gedanken und hat eine gute Idee ... Ein berührendes Buch mit Kindern aus unterschiedlichen Kulturen, über Freundschaft, Mobbing, Mut und den Wunsch, dazuzugehören. Auch für Schulen geeignet.
Für Entdecker
Oliver Jeffers: Hier sind wir. Anleitung zum Leben auf der Erde
Ab 5 Jahren (Nord-Süd 2018)
Ein Bestseller bei den Sachbüchern. Ein Vater erklärt seinem Kind die Welt: wie klein wir doch sind im Vergleich zur Erde und zum Weltall, wie verschieden die Menschen sind und wie wir unserem Planeten Sorge tragen sollten. Mit farbig leuchtenden und detailreichen Illustrationen.
Zwei beliebte Kinderklassiker
Für Katzenliebhaberinnen
Hans Fischer: Pitschi
Ab 4 Jahren (Nord-Süd)
Ein liebenswerter Klassiker über das Anderssein: Das kleine Kätzchen Pitschi möchte lieber ein anderes Tier sein – eine Ente oder ein Hase zum Beispiel. Doch irgendwas läuft immer schief: Es landet pitschnass im Ententeich oder wird im dunklen Kaninchenstall eingeschlossen. Vielleicht ist Kätzchen sein gar nicht so schlecht?
Für Abenteurer
Tomi Ungerer: Crictor, die gute Schlange
Ab 5 Jahren (Diogenes)
Tomi Ungerers schräger Humor kommt auch bei Kindern gut an: Madame Bodot und ihre Riesenschlange erleben zu Hause und in der Schule manches Abenteuer. Ein Buch über eine ungewöhnliche Freundschaft mit einer gutmütigen Boa Constrictor, die den Kindern gleich noch spielerisch rechnen und lesen beibringt.
Zusammengestellt von: Babina Cathomen
4 Fragen an Corinna Fadelli, Filialleiterin Kinderbuchladen Zürich
«Klassiker wie Pitschi und Co. finden Kinder noch immer lustig»
kulturtipp: Gibt es bei den Bilderbüchern Trendthemen, wie etwa Einhörner?
Corinna Fadelli: Ja, Trends werden oft in Bilderbüchern aufgenommen. Die Einhörner sind inzwischen aber fast wieder vorbei. Zurzeit ist das Gender-Thema gross. Erwachsene suchen für ihre Kinder vermehrt Bücher mit vertauschten Geschlechterrollen. Auch Umweltschutz ist wieder gefragt. In beiden Bereichen ist die Nachfrage zurzeit aber noch grösser als das Angebot.
Welches sind die zeitlosen Stoffe, die Kinder begeistern?
Freundschaft, Tiere, Piraten! Oder Alltags-Themen, die Kinder beschäftigen: ein neues Geschwisterchen, nicht einschlafen können, zum ersten Mal in die Schule gehen, trötzeln etc.
Und wie beliebt sind die Klassiker?
Sehr. Es sind natürlich oft die Eltern oder Grosseltern, die das kaufen, was sie selber früher geliebt haben. Aber die Klassiker mit ihren zeitlosen Themen sind auch bei Kindern beliebt. Pitschi und Co. finden sie noch immer lustig.
Gibt es typische Mädchen- und Buben-Bücher, oder hat sich das aufgelockert?
Das ist nicht mehr so klar wie früher. Die Mädchen-Bücher sind nicht mehr alle rosa. Die Kinder sind da manchmal offener als die Eltern, die vielleicht finden, dass ein Buch über ein Mädchen nicht zu ihrem Bub passt … Die Rollenbilder in den Büchern haben sich stark geändert. Früher hatten wir die Ecke «Starke Mädchen». Das war vor 15 Jahren noch aussergewöhnlich. Heute braucht es das nicht mehr. Es gibt inzwischen viele Bücher von Piratinnen oder von Prinzessinnen, die selber Turniere gewinnen und das nicht den Prinzen überlassen.
Interview: Babina Cathomen