White ubble bubble ubble, white u-bubble ubble – das ist nicht Dada, sondern es sind die ersten Zeilen von «Waba Duba», erschienen 2020 als Single-Auskoppelung des 13. und aktuellsten Yello-Albums «Point». Yello, das sind der selbsternannte «musikalische Dilettant» und Unternehmer Dieter Meier (76) sowie der Klangakrobat und gelernte Elektrotechniker Boris Blank (70). Zum 40-Jahre-Jubiläum hat das Elektro-Pop-Duo mit dem Musikjournalisten Hanspeter «Düsi» Künzler einen gewichtigen Schmöker produziert. Die Texte sind kurz, umso mehr packt die farbige Bilderflut – eine Mischung aus Fotos, Zeitungsausschnitten, Plattencovers und Familienalbum. Denn für einige ihrer Videoclips haben sie auch Ehefrauen und Kinder eingespannt. Angefangen hat alles 1979 mit einer Ferienreise von Boris Blank und Soundtüftler Carlos Perón nach San Francisco. Wieder zu Hause in Zürich, erhielten sie Post von der kleinen, aber feinen US-Plattenfirma Ralph Records. «Wir lieben deine Platte! Wir wollen mit euch arbeiten.»
Mal im geblümten Sakko, mal im Smoking
Bald stiess Dieter Meier zum Duo. Ein Plattenhändler hatte empfohlen, die Synthesizermusik mit Gesang aufzupeppen. 1983 verliess Perón die Gruppe. Übrig blieben Blank und Meier. Was dann folgt, lässt sich im Jubiläumsband chronologisch nachverfolgen.
Für den Kritiker der US-Zeitschrift «Downtowner» war das erste Yello-Album «Solid Pleasure» (1980) «eine Art Pink Floyd 2000», und die britische Musikzeitschrift «Sounds» schrieb von «funloving futurists». Ihr Sound war so ganz anders als der destruktive Punk, der die Musikwelt die Jahre zuvor geprägt hatte. Yello waren aber auch Lichtjahre vom unterkühlten und seelenfreien Sound der deutschen Techno-Klangforscher Kraftwerk entfernt. Kraftwerk waren uniformierte Roboter. Yello inszenierten sich als buntlustige Selbstdarsteller, mal im geblümten Sakko, mal im weissen oder schwarzen Smoking, mal hoch zu Holzpferd oder im Eisbärkostüm.
1983 schaffen es Yello dank der Maxi-Single ihres Hits «Bostich» in den angesagten New Yorker Club «Roxy». Er komme sich vor wie auf einem anderen Stern, gibt ein damals fürchterlich nervöser Boris Blank vor dem Auftritt einem Journalisten zu Protokoll. Das vorwiegend schwarze Publikum ist begeistert. Genauso wie Meiers Mutter. Sie stellt vom «Roxy»-Auftritt ein Fotoalbum zusammen. Weil der Buchbinder der Vorlage nicht traut, verpasst er «Yello» ein zusätzliches «w». Er weiss nicht, dass Yello ein Wortspiel von Meier ist. Der Name steht abgekürzt für «a yelled hello», «ein gebrülltes Hallo».
Die Hoffnung auf einen Auftritt bleibt
Computermusik à la Yello will das «Gefühl von Dreidimensionalität» entstehen lassen, schreibt Boris Blank zu seiner Arbeitsmethode. «Für mich ist jedes Stück eine Klangwelt samt den ihr eigenen Menschen, Pflanzen und Tieren.» Und: «Im Studio tritt Dieter in diese kaleidoskopartigen Klangwelten ein und lässt sich von den Bildern, die er sieht, zum Schreiben seiner Texte animieren.» Yello seien eine «symbiotische Künstlergemeinschaft mit klarer Arbeitsteilung», meint die NZZ treffend. Zudem waren sie Musikclip-Pioniere. Ihr Clip «Pinball Cha Cha» (1985) fand sogar den Weg ins New Yorker Museum of Modern Art.
Seit dem «Roxy»-Auftritt waren Yello nie mehr live aufgetreten. Erst 2016/17 folgten ein knappes Dutzend Konzerte mit einer Band und Sängerinnen. Die Euphorie war grenzenlos. Und es bleibt die Hoffnung, dass die musikalisch-theatralische Klangkunst weitergeht. Zumindest Dieter Meier scheint bereit, wenn er schreibt: «So warte ich bis auf Weiteres wie ein kleiner Junge auf den Weihnachtsmann Boris Blank, der mich in seiner musikalischen Wundertüte verschwinden lässt.» Oh Yeah
Buch
Boris Blank, Dieter Meier, Hanspeter Künzler
Oh Yeah – 40 Jahre Yello
450 S. (Edition Patrick Frey 2021)