Bewegte Schnittstellen
Kunst zum Selbermachen: Das französische Kollektiv Lab212 gastiert mit witzig-poetischen Installationen im Museum of Digital Art MuDA in Zürich.
Inhalt
Kulturtipp 19/2016
Frank von Niederhäusern
Auf das Staunen folgt die Interaktion. Nach der Eröffnungsschau mit umprogrammierten Displays lädt das neue Zürcher Museum MuDA in seiner zweiten Ausstellung die Besuchenden dazu ein, sich ihre eigene Kunst zu kreieren. Das ist einfacher, als es klingen mag. So reicht es etwa, einen kleinen Papier-Propeller anzublasen. Dieser steht vor einer Wand aus Stoffbahnen, und je nach Stärke, mit der er angeblasen wird, löst er einen Hauch, einen Wind oder einen Sturm aus, der ...
Auf das Staunen folgt die Interaktion. Nach der Eröffnungsschau mit umprogrammierten Displays lädt das neue Zürcher Museum MuDA in seiner zweiten Ausstellung die Besuchenden dazu ein, sich ihre eigene Kunst zu kreieren. Das ist einfacher, als es klingen mag. So reicht es etwa, einen kleinen Papier-Propeller anzublasen. Dieser steht vor einer Wand aus Stoffbahnen, und je nach Stärke, mit der er angeblasen wird, löst er einen Hauch, einen Wind oder einen Sturm aus, der von hinten in die Stoffbahnen fährt. Gleich nebenan lassen sich mit Hilfe simpler Tennisbälle witzig hopsende Kopffüssler auf einen Wandscreen zaubern. Und wer sich auf die mitten im Raum hängende Holzschaukel setzt und zu wippen beginnt, startet damit einen Video-Flug über die Mondoberfläche und durch die Milchstrasse.
Poetische Erlebnisse
«Starfield» heisst diese Installation und überrascht trotz frappanter Effekte durch ihre simple Machart. Einer ihrer Entwickler ist Cyril Daigne aus Südfrankreich. «Mir geht es darum, digitalen Welten Leben einzuhauchen», sagt er. «Am liebsten verwende ich dazu unspektakuläre und allbekannte Objekte wie die Holzschaukel oder eben Tennisbälle.» Daigne gehört zum Kollektiv Lab212, das 2008 in Paris zusammengefunden hat. Die jungen Designer, Wissenschaftler und Künstlerinnen machen mit ihren Arbeiten die eigentlich unsichtbaren Schnittstellen von Raum, Zeit und Bewegung sichtbar und kreieren daraus poetische Erlebnisse. «Es geht uns um die Interaktion zwischen der physischen und der virtuellen Welt», erklärt Béatrice Lartigue, die auf das Design akustischer und visueller Landschaften spezialisiert ist. Bei ihrer Installation «Empreintes» bewegen die Besuchenden eine Hand über einen Sensor, der die Signale als dreidimensionale Farbskulpturen auf eine weisse Wand projiziert.
Spieltrieb wecken
Auch die zweite MuDA-Ausstellung schafft es, mittels digitaler Daten und Algorithmen beim Publikum buchstäblich kindliche Freude zu erzeugen. Die interaktiven Installationen von Lab212 sprechen gezielt den menschlichen Spieltrieb an. Die offen gehaltenen MuDA-Räume bieten dafür den optimalen Rahmen, wie Béatrice Lartigue betont: «Das Publikum hat die Wahl, selbst aktiv zu werden oder anderen beim Spielen zuzuschauen.» Reines Staunen ist also weiterhin möglich.
Lab212
Bis Fr, 23.12. Museum of Digital Art MuDA Zürich
muda.co/lab212