Auf ihrem Klavier stapeln sich Bücher, Akten, Papiere. Das Instrument sei längst zum profanen Möbel verkommen, seufzt Bettina Uhlmann. Musik hat die Zürcherin heute eher um die Ohren als in den Fingern. Dennoch prägt Kultur ihren Berufsalltag, und ihr Büro ähnelt einem weiträumigen Atelier. «Hier wird viel und sehr vielfältig gearbeitet», bestätigt Uhlmann, die als Berufsbezeichnung Kulturmanagerin zwar gelten lässt, damit aber doch Mühe hat. «Mir klingt das zu gemütlich und allzu sehr nach Chefsessel», lacht sie. Kurz darauf aber gibt sie zu: «Ich habe gerne die Fäden in der Hand.» Dies tut sie als Projektleiterin von aussergewöhnlichen Ausstellungen oder Theaterproduktionen und seit 2000 als Geschäftsführerin des Zurich Jazz Orchestra (ZJO).
Spartengrenzen überschreiten
«Jazz ist ein Nischenprodukt», erklärt Bettina Uhlmann. Um ein Publikum zu finden, brauche es viel Organisation, Administration, Kommunikation. «Es gibt Musiker, die das selbst schaffen. Doch die Erwartungen sind heute höchst professionell», sagt sie augenzwinkernd und macht damit klar, weshalb ein Apparat wie das ZJO eine Geschäftsführerin braucht. Die Zusammenarbeit mit den Co-Leitern Steffen Schorn und Daniel Schenker beschränke sich aber nicht auf Administratives: «Ich gebe durchaus inhaltliche Inputs.»
Sie wolle mitgestalten, Geschichten erzählen, verrät die Managerin, Produzentin, Agentin, Vermittlerin, die im Hintergrund agiert. Ihre Kreativität lebt sie aus, indem sie Spartengrenzen überschreitet. «Ich bringe das Jazz Orchestra ins Theater Rigiblick, Parfümeure ans Festival der Düfte oder Führungskräfte zu einem Projektorchester in die Tonhalle.» Das sind gewagte Produktionen, von denen sie viel lerne. Zudem erweiterten sie ihr Netzwerk, woraus neue Projekte wachsen.
Voller Leidenschaft am Werk
In der Kulturszene sind Bettina Uhlmann und ihre Agentur Stage Coach wohlbekannt, beim Publikum aber kaum. «Ich arbeite viel, den Applaus ernten andere», sagt sie und räumt ein, dass sie erst lernen musste, damit umzugehen. Die Leidenschaft für Kultur hat sie aber früh mit ihrem Organisationstalent verbunden. Während ihres Publizistik-Studiums habe sie Theater nicht mehr – wie lange Jahre zuvor – gespielt, sondern produziert.
Als Projektleiterin am Zürcher Theaterspektakel sammelte sie wichtige Erfahrungen. Seither kann sie aus vielen Anfragen ihre liebsten Projekte auswählen. «Kulturmanagement kann man heute studieren», sagt Bettina Uhlmann. «Am meisten lernt man aber ‹on the job›. Es ist ein praktischer Beruf.» Und diesen, das spürt man im Oerliker Atelier-Büro, lebt Bettina Uhlmann mit voller Leidenschaft.
Zurich Jazz Orchestra: Melancholia
Fr, 8.2., 20.30 Mehrspur Zürich
Infos unter: www.zjo.ch