Langsam erwacht Venedig aus  der Lethargie, die sich während der Pandemie über die Lagunenstadt gelegt hat. Die Masken fallen, die Gassen füllen sich wieder mit Touristen, Läden öffnen ihre Türen, als ­eines Morgens Elisabetta Foscarini, eine Bekannte aus Brunettis Kindheit, in der Questura auftaucht. In Sorge um ihre Tochter, bittet sie den Commissario, deren Ehemann unauffällig zu überprüfen. Denn sie vermutet, ihr Schwiegersohn könnte in krumme Geschäfte verwickelt sein.

Die Suche nach Indizien läuft nur schleppend. Falls es etwas zu entdecken gibt, verwirren die Erkenntnisse mehr, als dass sie den Verdacht der Signora Foscarini erhärten. Weil die Pandemie die Verbrechen in Venedig ebenfalls fast zum Erliegen brachte und Brunetti Zeit hat, entschliesst er sich, nur noch wenige Gespräche zu führen, bevor er Elisabetta berichten wird, dass sie sich nicht sorgen müsse. Dann aber stösst er auf eine gemeinnützige Stiftung. Diese, gegründet von Foscarinis Ehemann, soll ein Krankenhaus in Mittelamerika unterstützen.

Es ist eine Geschichte über ­Eifersucht, Hilfsbereitschaft, falsche Spuren und Leichtgläubigkeit. Trotz dem Twist bleibt sie absehbar und wird die anfäng­liche Bedächtigkeit bis zum Schluss nie ganz los. Statt auf ­einen Höhepunkt zuzusteuern, verliert sich Donna Leon in vielen kleinen Erkenntnissen und Überraschungen, ­denen Commissario Brunetti während der Recherchen begegnet.

«Milde Gaben» ist denn auch mehr eine Hommage an Venedig als ein Krimi. Die liebevoll beschriebenen Details machen das Buch aber nicht minder ­lesenswert und lassen die Leser in die wunderbare Atmosphäre der winterlichen Serenissima eintauchen.

Buch
Donna Leon 
Milde Gaben – ­Commissario ­Brunettis 31. Fall 344 Seiten
(Diogenes 2022)