Bestseller: Trauer in Worte gefasst
Anna Stern gelingt mit ihrem Roman «das alles hier, jetzt.» an den besten Stellen eine Meditation über Leben und Tod. Sie enttäuscht aber auch mit Allgemeinplätzen.
Inhalt
Kulturtipp 01/2021
Letzte Aktualisierung:
21.12.2020
Gregor Szyndler
«gleitschirmflieger über dem friedhof, quellwolken über dem see. segelschiffe» – so lakonisch fasst Anna Stern die Trauer in Worte. Ananka ist tot. Eine Zumutung, dass das Leben eines geliebten Menschen endet und die Welt sich weiterdreht!
Das Buch beinhaltet eigentlich zwei Bücher. Auf der linken Seite lesen wir über die Gegenwart ohne Ananka. Und auf der rechten Seite geht es um Erinnerungen an Ananka. Die Seiten heb...
«gleitschirmflieger über dem friedhof, quellwolken über dem see. segelschiffe» – so lakonisch fasst Anna Stern die Trauer in Worte. Ananka ist tot. Eine Zumutung, dass das Leben eines geliebten Menschen endet und die Welt sich weiterdreht!
Das Buch beinhaltet eigentlich zwei Bücher. Auf der linken Seite lesen wir über die Gegenwart ohne Ananka. Und auf der rechten Seite geht es um Erinnerungen an Ananka. Die Seiten heben sich typografisch voneinander ab. Diese Montage führt zu viel Blättern und zu Überlagerungen zwischen dem Jetzt und dem Damals.
Der mit dem Schweizer Buchpreis ausgezeichnete Roman hat seine schönsten Momente in den stillen Augenblicken: «wie kann es sein, dass eure vergangenheit aus dem sortiment entfernt wird», heisst es, als es um eine aus den Kiosken verschwundene Süssigkeit geht. Leider plappert das Buch manchmal auch vor sich hin («familie ist, was du daraus machst», oder: «deine bisherigen texte waren nur raffiniert konstruierter plot ohne substanz, jeder satz mit so viel geduld und umsicht redigiert, dass deine geschichten teflon glichen»). Gemessen am hohen Standard, den dieses Buch an sich selbst setzt, wäre es erfreulich gewesen, wenn tatsächlich mit etwas mehr Umsicht redigiert und vor allem gekürzt worden wäre.
Buch
Anna Stern
das alles hier, jetzt.
240 Seiten
(Elster + Salis 2020)