Erstens kommt es anders und zweitens, als man denkt: Frei nach dieser Redensart baut Franz Hohler seit rund fünf Jahrzehnten seine Geschichten auf und sorgt auch im neuen ­Erzählband «Der Enkeltrick» für ein paar unerwartete Wendungen.

Die titelgebende Erzählung etwa beginnt zwar tatsächlich mit einem Enkeltrick, als eine fremde Frau die betagte und leicht demente Amalia Ott um rund 20 000 Franken erleichtern will. Doch die Polizei greift genug früh ein, und die alte Dame begibt sich mit dem frisch von der Bank abgehobenen Geld kurzerhand auf «Hochzeits­reise» …

Der 78-jährige Schriftsteller meint es gut mit seinen meist schon angegrauten Figuren: Den Pensionär Henri etwa, der sich trotz mässiger Konstitution partout nicht von der Besteigung des Walliser Weisshorns abhalten lässt, rettet er mit einem erzählerischen Trick. Wie schon in seinen früheren Erzählungen hält auch im neuen Band zuweilen das Surreale Einzug: Ein stets leerer, Unglück bringender Tisch in einem Berg­restaurant oder eine Hotelküche, in der wie von Geisterhand Steine in der Luft auftauchen, liefern Stoff für die «merkwürdigen Begebenheiten».

Oft schwingt leichte Melancholie mit in Franz Hohlers elf kurzen Geschichten, die vom Älterwerden oder von verborgenen Sehnsüchten erzählen. Viele nehmen aber ein versöhnliches Ende und zeigen: Mit Humor lebt es sich am besten.

Buch
Franz Hohler 
Der Enkeltrick
160 Seiten
(Luchterhand 2021)