Vor wenigen Wochen in einem alpenschönen Hotel: Ans Frühstücksbuffet tritt ein älterer Herr, um sich den Teller zu füllen. Da spricht ihn eine Dame an, der ältere Herr lächelt und bricht damit einen Damm. Von allen Seiten treten nun Leute an ihn heran, und er schenkt allen einige Worte.
Franz Hohler ist ein netter Mensch. Und wenn er Zeit hat, ist der Kabarettist, Musiker und Autor aus Zürich ein wunderbarer Gesprächspartner. Dies haben auch zahlreiche namhafte Zeitgenossen erfahren, die Hohler in seinem bisherigen Leben traf.
Über solche Begegnungen schreibt er in einem Sammelband mit dem unpassenden Titel «Franz Hohler & friends». Unpassend, weil Hohler kein unbedachtes «name dropping» betreibt. Es sind ausgewählte Begegnungen mit Lebensfreunden wie Emil Steinberger, Mani Matter oder René «I säge nüt» Quellet.
Er erinnert sich an Giganten wie Elias Canetti, mit dem er eine Gotthardstrecke lang über das Schreiben sprach. An Frisch und Dürrenmatt, Meienberg und Muschg. An Verleger Klaus Wagenbach, Kabarettist Dieter Hildebrandt oder Wolf Biermann, den er noch in Ostberlin besuchte.
Hohler schildert diese Treffen auf seine ureigen menschliche Art, die dann in Unerwartetes kippt, Überraschendes verrät oder Tragisches. Viele seiner «Begegnungen» sind Abschiede: Trauerreden, Nachrufe, Erinnerungen.
Im Vorwort schreibt der heute 81-Jährige, seine 63 Texte stammten aus 50 Jahren. So wird der Umweltaktivist Bruno Manser wieder zum Leben erweckt. Mariella Mehr raucht eine der letzten Zigaretten. Und für Rafik Schami hat Hohler eine Laudatio auf Vorrat geschrieben.
Lesung
Mi, 23.10., 20.00 Bücher Balmer Zug
www.franzhohler.ch
Buch
Franz Hohler
& friends
304 Seiten
(Luchterhand 2024)