Bestseller: Dialog der Empörten
Im Mail-Roman «Zwischen Welten» liefern sich ein Journalist und eine Biobäuerin einen explosiven Schlagabtausch.
Inhalt
Kulturtipp 05/2023
Babina Cathomen
Einst waren sie WG-Kumpanen mit ähnlichen Weltansichten, nun krachen zwei Meinungen aufeinander: Stefan, Kulturchef bei einer renommierten Zeitung in Hamburg, und Theresa, Biolandwirtin aus dem Osten Deutschlands, treffen sich nach 20 Jahren wieder – und geraten heftig aneinander. Trotzdem beginnen sie einen Austausch mit E-Mail- und Whatsapp-Nachrichten. Ob Klimawandel, Landwirtschaftspolitik, Rassismus, Genderstern, Ukrainekrieg, Cancel- Kultur oder AfD: Die beiden haben zu jedem...
Einst waren sie WG-Kumpanen mit ähnlichen Weltansichten, nun krachen zwei Meinungen aufeinander: Stefan, Kulturchef bei einer renommierten Zeitung in Hamburg, und Theresa, Biolandwirtin aus dem Osten Deutschlands, treffen sich nach 20 Jahren wieder – und geraten heftig aneinander. Trotzdem beginnen sie einen Austausch mit E-Mail- und Whatsapp-Nachrichten. Ob Klimawandel, Landwirtschaftspolitik, Rassismus, Genderstern, Ukrainekrieg, Cancel- Kultur oder AfD: Die beiden haben zu jedem Thema konträre Ansichten, provozieren einander und empören sich heftig.
Die Bestsellerautorin Juli Zeh, die heute in Brandenburg lebt, und der Hamburger Autor und Journalist Simon Urban haben sich zusammengetan, um ein Buch über den ideologischen Graben in Deutschland zu schreiben – über Sprachlosigkeit und Aggression zwischen den politischen Lagern. Sie betonen, dass sie beide für die Zeichnung der Figuren verantwortlich sind: «Wir wollten gerade nicht, dass sich jeder Autor mit einer Seite identifiziert», sagte Zeh im Interview. «Es geht uns nicht darum, unversöhnliche Debatten weiter anzuheizen.»
«Zwischen Welten» spiegelt eine zerrissene Gesellschaft. Mit den überspitzt dargestellten Figuren erscheint die Ausgangslage zwar reichlich konstruiert. Und wie Theresa und Stefan ihre seltenen Live-Treffen im Rückblick kommentieren, wirkt sehr künstlich. Dennoch ist das Buch lesenswert. Die Autoren halten den Spannungsbogen bis zum Schluss aufrecht. Am meisten überzeugen sie, wenn der Mail-Austausch ins Satirische kippt und der unüberwindbare Meinungsgraben über die eigene Weltanschauung nachdenken lässt.
Buch
Juli Zeh und Simon Urban - Zwischen Welten
448 Seiten (Luchterhand 2023)