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«Hier sieht mich niemand. Keine Hilfe in Sicht.» Christina Ragettlis Buch beginnt mit einem Tiefpunkt: Im Juni 2020 rutscht sie auf 2290 Metern auf einem Schneefeld aus, rammt Felsen, überschlägt sich – und bleibt, abgesehen von einigen Schrammen, heil. Bis ins Maggiatal hat sie noch 1500 Höhenmeter Abstieg vor sich. Und stapft weiter. Aufgeben ist für sie keine Option. An ihrem Plan, die gesamte Via Alpina zu erwandern, hält sie eisern fest: 2363 Kilometer in 100 Tagen durch sechs Länder.
Die 29-jährige Bündnerin ist keine Hochleistungssportlerin, sondern eine bodenständige PR-Fachfrau mit blonden Zöpfen und pinken Fingernägeln. Sie will ausbrechen und ein Abenteuer erleben, trotz Zweifeln: «Die Idee kommt mir immer bescheuerter vor: Ich, 160 cm gross, mittelmässig fit, kaum Weitwander-Erfahrung, will einen der anstrengendsten Trails überhaupt in Angriff nehmen. Warum? Das weiss ich mittlerweile nicht mehr.» Doch sie setzt sich über Hagel, Sturm, Giftschlangen und nasse Schuhe hinweg. Tränen und Glücksgefühle wechseln sich ab auf ihrer Wanderung, die sie alleine und etappenweise mit Freunden unter die Füsse nimmt.
Ragettlis persönliches Reisetagebuch ist in einfacher Sprache ohne literarische Ambitionen gehalten, es liest sich schnell und leicht – und lockt Wanderfans zu eigenen Taten. Als Lohn winken unvergessliche Erlebnisse und erwanderte Lebenslektionen, mit denen die Autorin abschliesst. Allen voran: «Sich selber vertrauen und das Abenteuer wagen.»
Buch
Christina Ragettli
Von Wegen
300 Seiten
Mit Fotografien
(Arisverlag 2022)
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