Bestseller: Achtung, Information!
In «Nexus» erzählt der Universalhistoriker Yuval Noah Harari die Geschichte der Information und warnt vor einem naiven Umgang mit Algorithmen.
Inhalt
Kulturtipp 26/2024
Deborah von Wartburg
Geschichten halten die Welt zusammen. Diese Grundthese aus seinem Weltbestseller «Eine kurze Geschichte der Menschheit» entwickelt Yuval Noah Harari in seinem neuen Buch «Nexus» weiter. Statt der Erzählung nimmt der preisgekrönte Autor hier die Information genauer unter die Lupe und stellt fest: Mehr Information ist nicht immer besser.
Denn diese kann auf einen Wissenszuwachs abzielen, aber auch auf Machtgewinn.In rasantem Science-...
Geschichten halten die Welt zusammen. Diese Grundthese aus seinem Weltbestseller «Eine kurze Geschichte der Menschheit» entwickelt Yuval Noah Harari in seinem neuen Buch «Nexus» weiter. Statt der Erzählung nimmt der preisgekrönte Autor hier die Information genauer unter die Lupe und stellt fest: Mehr Information ist nicht immer besser.
Denn diese kann auf einen Wissenszuwachs abzielen, aber auch auf Machtgewinn.In rasantem Science-Fiction-Tempo nimmt er seine Leser mit in die Vergangenheit der Informationsnetzwerke – etwa die des Buchdrucks, der Fortschritt, aber auch Grausamkeit zum Beispiel in Form von Hexenverbrennungen möglich machte.
Nach Stationen bei Bürokratie und Presse landet Harari beim Computer, dem Internet und der künstlichen Intelligenz. In Bezug auf Letztere ist Harari kritisch bis apokalyptisch, zeichnet Bilder von möglichem Datenkolonialismus und synthetisierten Gruselviren.
Kurzweilig und anschaulich
Er verknüpft die technologischen Veränderungen auch mit aktueller globaler Politik, spricht von einem Silikon-Vorhang, der die Bürger verschiedener Einflusszonen in Bezug auf ihre Meinungs- und Identitätsbildung trennt. Yuval Noah Harari führt kurzweilig und anschaulich durch die komplexe Materie, auch weil er hie und da vereinfacht und so argumentative Lücken umschifft.
Sein Buch besticht auch durch einzelne Erkenntnisse. Noch mehr aber, weil man damit gedanklich einen Schritt zurück machen kann, der einem hilft, die Gesamtsituation besser zu überblicken. «Nexus» ist reich an Perspektiven, was nicht zuletzt am Quellenverzeichnis ersichtlich wird. Es zieht sich über 99 Seiten und macht das dicke Buch etwas weniger «schinkig».
Yuval Noah Harari
Nexus
Aus dem Engl. von Jürgen Neubauer und Andreas Wirthensohn
656 Seiten
(Penguin 2024)