Beste Freundinnen
In ihrem Film «Ginger & Rosa» geht die englische Regisseurin Sally Potter («Orlando») zurück in die 1960er-Jahre. Im Zentrum: Zwei Jugendliche mit ihren Ängsten und Träumen.
Inhalt
Kulturtipp 08/2013
Urs Hangartner
Sie scheinen das Gewicht der Welt auf ihren Schultern zu tragen: Ginger (Elle Fanning, zur Drehzeit 13) und Rosa (Alice Englert, Tochter der Regisseurin Jane Campion). Sie sind beide 17 im Jahr 1962. Die politische Grosswetterlage ist bestimmt durch Kalten Krieg, atomare Aufrüstung, Schweinebucht-Krise. Die Teenager in London haben mit sich zu tun, mit ihren familiären Verhältnissen. Aber auch das politische Geschehen um sie herum beschäftigt sie. Mit geradezu heilig...
Sie scheinen das Gewicht der Welt auf ihren Schultern zu tragen: Ginger (Elle Fanning, zur Drehzeit 13) und Rosa (Alice Englert, Tochter der Regisseurin Jane Campion). Sie sind beide 17 im Jahr 1962. Die politische Grosswetterlage ist bestimmt durch Kalten Krieg, atomare Aufrüstung, Schweinebucht-Krise. Die Teenager in London haben mit sich zu tun, mit ihren familiären Verhältnissen. Aber auch das politische Geschehen um sie herum beschäftigt sie. Mit geradezu heiligem Eifer machen sie mit in der Anti-Atom-Bewegung. Ginger: «Ich will nicht, dass die Welt untergeht. Wir sollten etwas tun.»
Ginger und Rosa sind beste Freundinnen und halten zusammen, durch Dick und Dünn. Rosa ist die etwas reifere der beiden. Sie bringt Ginger unter anderem das Rauchen und Küssen bei. Ginger macht einen etwas verträumteren Eindruck. Ihr Berufswunsch: «Poetin».
Vom Erwachsenwerden
So entfaltet sich im Film eine sogenannte «Coming-of-Age»-Geschichte, die vom Weg zum Erwachsenwerden berichtet. Gleichzeitig verschränkt sich das Private mit dem Politischen. Ganz so, wie es der Absicht von Regisseurin und Drehbuchautorin Sally Potter entspricht: «Ich wollte zum einen eine einfache Geschichte erzählen, zum andern zeigen, dass private Augenblicke unseres Lebens mit der Weltgeschichte verflochten sind. Wir sind Teil von allem, und alles ist ein Teil von uns.»
Sally Potter legt mit «Ginger & Rosa» ihren vielleicht zugänglichsten Film vor. Frühere Arbeiten der Regisseurin aus London waren oft von einem starken Stilwillen geprägt (siehe Seite 16). Hier zeigt sich eine Sally Potter, die «geradeaus» filmt, einfach und verständlich erzählt. Interessanterweise hat sie die Hauptrollen mit nicht englischen Schauspielerinnen besetzt. Es seien einfach die besser zur Rolle passenden Charaktere. Dass es keine «Einheimischen» sind, merkt man überhaupt nicht. Ein Zeichen für gute Schauspiel- und Regiekunst.
Ginger & Rosa
Regie: Sally Potter
Ab Do, 11.4., im Kino