Die Lieder auf Cabarandis zweitem Album kommen sanft daher. Sie sind traurig, etwas düster und stimmen nachdenklich. Denn sie sind in einer Zeit entstanden, als es dem jungen Musiker nicht so gut ging: «Ich wurde in den vergangenen zwei Jahren von vielen Mitmenschen enttäuscht. Mein Leben befand sich privat und beruflich im Umbruch.» «Ehrliche Texte, viel Herzschmerz und eine neue musikalische Stilrichtung auf Mundart», urteilt die «Berner Zeitung».
Rund um die Liebe
Das Lied «Lichtjahr» repräsentiert diese schwierige Zeit. «Ich hatte Liebeskummer, fühlte eine innere Leere und wusste nicht, wie die Zukunft aussehen würde», sagt Cabarandi, der mit bürgerlichem Namen Sacha Hügli heisst. Als Sohn einer Schweizerin und eines Iraners setzte sich der 21-Jährige während der Entstehung seines neuen Albums intensiv mit seiner persischen Herkunft auseinander: «Die Musik von iranischen Künstlern ähnelt meinem melancholischen Stil. Dies wurde mir wahrscheinlich in die Wiege gelegt.»
Auf dem Album «Nachtigall» dreht sich alles um die Liebe: Cabarandi hat in die Texte autobiografische Erlebnisse, aber auch zerbrochene Liebesbeziehungen aus seinem Umfeld einfliessen lassen. «Die Liebe ist für mich der Sinn des Lebens. Trotzdem ist es nicht einfach, so viel über sich persönlich preiszugeben.» Er nimmt in den Songs oft die positive Rolle für sich in Anspruch, will dem Gegenüber aber keine Vorwürfe machen. «Ich will die Sicht des anderen verstehen und die Leute dazu bewegen, weniger egoistisch zu sein», erklärt er.
Mit 15 Jahren begann der Berner US-amerikanischen R&B und französischen Hip-Hop zu hören. Er sei nie ein Fan des Old-School-Hip-Hop gewesen, habe lieber den melodischen gehört. Seine Vorbilder sind seither die beiden Rhythm-’n’-Blues-Sänger Frank Ocean und The Weeknd sowie die Rapper Soprano und Alonzo. Als Teenie sang und rappte Cabarandi ihre Songs mit und begann bald, eigene Texte zu schreiben.
Grosser Stilmix
Mit 17 gab Sacha Hügli alias Cabarandi sein erstes Mix-Tape raus: «Dafür schäme ich mich heute», gibt er zu. Zwei Jahre später sorgte sein Erstling mit dem Lied «Schloss» für Aufsehen. Für sein nächstes Projekt arbeitete er mit dem deutschen Rapper Akurat zusammen. Dabei entstand eine EP. Die beiden traten auch gemeinsam in Deutschland auf.
Da ihn beide Musikrichtungen gleichermassen faszinieren, hat er einen eigenen Stilmix entwickelt. «Ich möchte als Musiker, der Hip-Hop und R & B vermischt, Spuren hinterlassen – mein eigenes Ding durchziehen, niemanden imitieren und immer sagen können, dass meine Musik nach mir tönt», präzisiert er.
Der Aussenseiter
Cabarandis Stil ist markant. Er ist sich bewusst, dass dieser nicht dem Mainstream entspricht und für viele zu soft daherkommt. «Es ist schwierig, das männliche Publikum mit meiner Musik zu erreichen. Deshalb haben viele ‹Nachtigall› als schnulziges Weichspüler-Album verurteilt. Dabei wird doch jeder mal verletzt, bloss gibt das praktisch niemand zu», sagt der gelernte Polygraf. Er sei ein Mensch, der über solche Erlebnisse reden müsse. Dieses Album ist seine Art, das zu tun.
Der junge Musiker hat sich immer zwischen den schweizerischen und iranischen Wurzeln hin- und hergerissen gefühlt und deswegen lange unter Identitätsproblemen gelitten: «Ich hatte nicht viele Freunde, war ein unsicheres Kind, ein Aussenseiter.»
Mit seinem neuen Album hat Cabarandi bewiesen, dass er über sich hinausgewachsen ist. Im Vergleich zu seiner ersten Scheibe «Ab itz für immer» hat seine Musik mehr Charakter und Tiefgang entwickelt. Sacha Hügli erklärt sich das folgendermassen: «Weil ich reifer und mutiger geworden bin, traue ich mich heute, krassere Themen anzusprechen.» Die Musik ist für ihn ein wichtiges Ventil: «Sie ist wie ein Tagebuch, dem ich alles anvertrauen kann, was mich beschäftigt. Deshalb bin ich im zivilen Leben wahrscheinlich ausgeglichener.»
Ein eigenes Studio
Cabarandi hat keine musikalische Ausbildung gemacht – er hat sich sein Können selbst angeeignet. Für seine Alben schreibt, komponiert, singt, produziert und gestaltet er alles selber. Deshalb hat er sich in seiner Wohnung ein kleines Studio eingerichtet. «So kann ich gleich loslegen, wenn mich etwas inspiriert.» An der Eigenproduktion will der junge Berner nichts ändern: «Ich will mich nicht für einen Produzenten verformen, sondern Cabarandi zum Ausdruck bringen.»
CD
Cabarandi
«Nachtigall»
(NoHook! 2015).
Konzert
Plattentaufe «Nachtigall»
Fr, 8.1., 21.00 Mahogany Hall Bern
www.cabarandi.ch