BELLUARD BOLLWERK INTERNATIONAL Wo das Publikum zum Akteur wird
Das Belluard Bollwerk International in Freiburg kennt als Festival der Künste keine Grenzen. Seine <br />
Kreativität macht selbst vor der Küche nicht halt.
Inhalt
Kulturtipp 13/2011
Carole Schneuwly
1983 als kleines Festival der Gegenwartskunst in Freiburg gegründet, hat das Belluard Bollwerk International längst einen festen Platz in der schweizerischen und europäischen Festivallandschaft. Heute zählt es fast 6000 Besucherinnen und Besucher pro Jahr und verfügt über ein Budget von rund 980 000 Franken.
Einen grossen Anteil am Erfolg der letzten Jahre hat Festivalleiterin Sally de Kunst. Die 37-jährige Belgierin übernahm das Amt 2008. ...
1983 als kleines Festival der Gegenwartskunst in Freiburg gegründet, hat das Belluard Bollwerk International längst einen festen Platz in der schweizerischen und europäischen Festivallandschaft. Heute zählt es fast 6000 Besucherinnen und Besucher pro Jahr und verfügt über ein Budget von rund 980 000 Franken.
Einen grossen Anteil am Erfolg der letzten Jahre hat Festivalleiterin Sally de Kunst. Die 37-jährige Belgierin übernahm das Amt 2008. In kurzer Zeit gelang es ihr, das Image des Festivals, das viele lange für abgehoben hielten, zu verändern. Das Festival müsse näher zum Publikum, so das Credo von Sally de Kunst.
Die neue Publikumsnähe zeigt sich unter anderem im Herzstück des Belluard Bollwerk International, der Festivalküche. 2009 wurde die Küche unter dem Namen «Kitchain» selbst zum Kunstprojekt. Die Idee des portugiesischen Künstlerduos Antònio Louro und Benedetta Maxia erwies sich als so erfolgreich, dass sie bis heute beibehalten wurde: Dank flexibler Tisch-, Stuhl- und Kochelemente erhält die Küche Jahr für Jahr ein neues Gesicht. Publikum, Kunstschaffende und Veranstalter treffen sich hier in zwangloser Atmosphäre. Der Clou: Nebst A-la-carte-Köstlichkeiten offeriert «Kitchain» den Besuchern die Möglichkeit, einen Überraschungs-Zutatenkorb zu erstehen und vor Ort selber zu kochen.
Tägliche Revolution
Nebst der Küche setzt das Festival auch bei der diesjährigen Ausgabe, die am 24. Juni eröffnet wird, auf die bewährten Austragungsorte: Das Bollwerk, das dem Festival den Namen gab, den Alten Bahnhof, wo es seinen Sitz hat, sowie verschiedene Orte in der ganzen Stadt, an denen es die Nähe zur Bevölkerung sucht.
Letzteres tut etwa Lokalmatador Martin Schick, bekannt aus Film («Tandoori Love») und Fernsehen («Schöni Uussichte»). Zusammen mit seiner Zürcher Kollegin Vreni Spieser ruft der Freiburger zur täglichen Revolution auf. Jeden Abend stehen die beiden pünktlich um sieben nach sieben mit einer neuen Gruppe von «Revolutionären» in den Jardins de Pérolles und harren der Dinge, die da kommen werden. Das Projekt «Omomoto» ist eines von vier Arbeiten, die aus dem diesjährigen Wettbewerb zum Thema Hoffnung hervorgegangen sind.
Insgesamt stehen rund 20 Projekte aus der Schweiz und aus dem Ausland auf dem Programm, alles Eigenproduktionen oder Schweizer Premieren. Theater, Tanz, Musik, Performance, Film, Installation oder Interventionen im öffentlichen Raum: Das Belluard Bollwerk International hat für alle Neugierigen etwas zu bieten und kennt weder stilistische noch geografische oder sprachliche Grenzen.
Und weil sich das Festival traditionell als Plattform für junge Talente versteht, dürfen auch diese nicht fehlen. Ein Geheimtipp der Leiterin ist das britische Frauenduo Getinthebackofthevan mit seiner Theaterperformance «External». «Es würde mich nicht wundern», so Sally de Kunst, «wenn die beiden zur grossen Entdeckung dieses Festivals würden.»