Belle & Sebastian Poppiger Schönklang
Seit 15 Jahren machen die Schotten von Belle & Sebastian schöne Indie-Musik. Jetzt beehrt das Septett die Schweiz mit einem Live-Konzert.
Inhalt
Kulturtipp 08/2011
Letzte Aktualisierung:
05.03.2013
Urs Hangartner
Belle & Sebastian (B&S) sind kein Duo, wie der Name vermuten lässt. Eher das Gegenteil: Weil sie das handelsübliche Mass an Mitgliedern übersteigen (Rekord: neun, heute sieben), hat man die Leute aus Glasgow auch immer wieder mal als Kollektiv betitelt. Der Bandname ist dem TV-Konsum geschuldet: In den 1960er-Jahren gabs die gleichnamige schwarz-weisse französische Fernsehserie und Mitte 1980 eine japanische Trickfilmfassung, basierend auf dem Kinderbuch &laq...
Belle & Sebastian (B&S) sind kein Duo, wie der Name vermuten lässt. Eher das Gegenteil: Weil sie das handelsübliche Mass an Mitgliedern übersteigen (Rekord: neun, heute sieben), hat man die Leute aus Glasgow auch immer wieder mal als Kollektiv betitelt. Der Bandname ist dem TV-Konsum geschuldet: In den 1960er-Jahren gabs die gleichnamige schwarz-weisse französische Fernsehserie und Mitte 1980 eine japanische Trickfilmfassung, basierend auf dem Kinderbuch «Belle et Sébastien» von Cécile Aubry (1928–2008). Diese zeigte sich offenbar weniger amused darüber, dass aus ihrem Buch ein Popbandname entstanden war. Doch da hatten die schottischen Musikanten in Britannien schon erste Meriten erspielt.
Erst war ein Musikkurs
Am Anfang von allem stand aber ein Duo. Sänger, Songschreiber und Gitarrist Stuart Murdoch und Stuart David (Bass) machten in Glasgow gemeinsam an
einem staatlich geförderten Arbeitslosen-Musikkurs mit. Die dabei entstandene Musik fand den Weg ans Stow College, wo die Studierenden sich praktisch mit Popmusik auseinandersetzten. Der Tradition folgend, dass jedes Jahr eine Platte fürs College-eigene Label gemacht wird, entschied man, dass angesichts der Ergiebigkeit des Musikmaterials statt der üblichen Single gleich ein ganzes Album produziert wird. So kams 1996 zum ersten B&S-Album «Tigermilk».
Die Band formierte sich nach und nach. Und da war noch die Begegnung anno 1995 zwischen Stuart Murdoch (27) und Isobel Campbell (20) bei einer Silvesterparty. Isobel sollte mit Stimme und Cello bei B&S mitmachen, die beiden bildeten gar ein Paar, bis vor neun Jahren Schluss war und Isobel eigene Solo-Wege zu beschreiten begann.
B&S ging lange der Ruf voraus, es handle sich bei ihnen um so typische «intellektuelle Kammermusik-Nerds» («Der Standard»). Was sie aber auszeichnet, ist diese stets schöne federnde Leichtigkeit (nicht aber: Flüchtigkeit) ihrer Songs, zwischen galant und fragil. Songsachen, wie sie vornehmlich der Feder von Sänger Murdoch entstammen, der sich vom heimischen Biotop Glasgow gerne inspirieren lässt. Wenn nicht gerade die eigene Befindlichkeit dominiert, so sind die oft melancholisch verhauchten B&S-Songs Resultat von fein Beobachtetem, in gesungene Kurzgeschichten gegossene Charakterisierungen von schräg-schrulligen Typen, Beschreibungen und Stimmungsberichte von Orten und Situationen.
Dann riefen die USA
Spätestens 1999 gings für die Band aus Schottland richtig los, da wurde sie in England Award-Preisträger (Bester Newcomer), die USA riefen, Album Nummer drei schaffte es unter die Top-Ten, der Kontinent wurde bespielt, die Fangemeinde wuchs – und eine etwas kauzige, medienscheue Truppe aus der Pop-
Provinz verbreiterte ihren Wirkungsradius massiv.
Die Band ist inzwischen 15 Jahre alt geworden. Ein fast schon stattliches Œuvre ist zusammengekommen. Acht Alben haben B&S bis heute veröffentlicht (zuletzt im Oktober 2010, siehe unten). Mit «Storytelling» (2002) ist auch ein Soundtrack-Album darunter, Musik zum gleichnamigen Film von Todd Solondz. Vom in Schottland Komponierten hat der US-Regisseur dann allerdings nur gerade sechs Minuten verwendet.
[CD]
Belle & Sebastian
Write About Love
(Rough Trade 2010).
[/CD]